Makrofotografie gilt als eines der abwechslungsreichsten Genres in der Fotografie. Und das Beste: Bestechende Makrofotos lassen sich fast überall und jederzeit verwirklichen – auch unabhängig vom Wetter. Also: Wechselt die Perspektive und geht mal ganz nah ran!

Alberto Ghizzi Panizza erzählt, dass die Schnecken von den Tropfen so fasziniert waren, dass sie sie über mehrere Minuten beobachtet haben.

1. Der Abbildungsmassstab

Das Ziel eines Makrofotografen ist es, das Motiv grösstmöglich abzubilden. Das Mass für diese „Grossaufnahmen“ ist der sogenannte Abbildungsmassstab. Dabei definiert der Abbildungsmassstab das Verhältnis von Bildgrösse zur Gegenstands- oder Objektgrösse. Erscheint ein Motiv in seiner Abbildung beispielsweise in etwa einen Zentimeter und misst in Wirklichkeit 100 Zentimeter, dann beträgt der Abbildungsmassstab 1:100 und liegt damit im normalen Abbildungsbereich.

Die Nahbereichsfotografie beginnt ab einem Abbildungsmassstab von 1:10 und endet bei einem Massstab von 1:1 der Wiedergabe in natürlicher Grösse. Hier wird also das Objekt auf dem Sensor in Originalgrösse abgebildet. Alles, was in Richtung vergrössernder Abbildung darüber liegt, wird dem Mikrobereich zugeordnet.

Für die Makro-Fotografie von Insekten nutzt Alberto Ghizzi Panizza am liebsten das AF-S DX MICRO-NIKKOR 40mm 1:2.8G.

Dieses Foto entstand freihand ohne Stativ | D500 | 1/250s | f/8 | ISO 280 | Foto: Tanja Brandt

2. Auf gutes Licht achten

Das Licht spielt insbesondere in der Makrofotografie eine wichtige Rolle. Um bei grossen Abbildungsmassstäben genügend Schärfentiefe zu erhalten, muss bei der Makrofotografie stärker abgeblendet werden, als in anderen Bereichen der Fotografie. Gutes Licht heisst in diesem Zusammenhang diffuses, also weiches Licht, welches das Motiv gleichmässig ausleuchtet. So sollten Makrofotografen das harte Licht der Mittagssonne unbedingt meiden. Falls ihr draussen fotografiert, wählt vorzugsweise die frühen Morgenstunden oder den späten Nachmittag. Hartes Licht könnt ihr auch mithilfe eines Diffusors, den ihr über eurem Motiv haltet, weicher gestalten. Ideal ist ein leicht wolkenbedeckter Himmel.

3. Die richtige Kamera

Spiegelreflex- oder Systemkameras bringen beste Voraussetzungen für Makroaufnahmen mit. Eine Abblendtaste zur Kontrolle der Schärfeverteilung ist von grossem Vorteil, ebenso wie der Anschluss eines Kabel- oder Fernauslösers. Um Erschütterungen zu vermeiden, sollte die DSLR für knackscharfe Aufnahmen eine Spiegelvorauslösung besitzen (Mup). Da grosse Abbildungsmassstäbe gleichzeitig einen grossen Lichtverlust mit sich bringen, kann ein Spiegelreflexsucher manchmal zu dunkel werden.

Eine Alternative ist dann der Live-View, mit denen man den Bildausschnitt kontrollieren und sogar heranzoomen kann. So könnt ihr anhand der Live-View-Ansicht sogar exakt fokussieren und müsst gar nicht mehr durch den Sucher schauen. Das schwenkbare Display eurer Nikon ist vor allem beim Fotografieren in Bodennähe eine grosse Hilfe.

Mit Focus Stacking ist es möglich, auch multidimensionale Insekten scharf einzufangen.

4. Wofür brauche ich welches Objektiv?

Um in den Makrobereich vorzudringen, reichen oft schon moderne Standardzooms, die immer häufiger eine gute Makrofunktion besitzen. Das wichtigste Zubehörteil für jeden „richtigen“ Makrofotografen ist jedoch das Makroobjektiv. Makroobjektive unterscheiden sich in ihrer Bauweise, ihrer optischen Konstruktion und den Abbildungseigenschaften von normalen Objektiven ähnlicher Brennweite erheblich. Sie weisen eine sehr geringe Bildfeldwölbung auf, sodass über das ganze Bildfeld eine gleichmässige Schärfe erreicht wird.

Moderne Makroobjektive verwenden gleich mehrere Linsengruppen im optischen System, welche zur Fokussierung nicht als System im Ganzen verschoben werden, sondern die Abstände relativ zueinander ändern können. Diese Linsengruppe nennt man Floating-Elements und erlaubt eine nahezu perfekte Korrektur von Abbildungsfehlern vom Nahbereich bis hin in den Fernbereich. Deshalb eignen sich viele Makroobjektive auch ganz hervorragend als Porträtobjektiv. Mit der grösseren Brennweite wächst der Abstand von der Frontlinse zum fotografierten Motiv.

Wenn ihr beispielsweise schreckhafte Insekten fotografiert, empfiehlt sich eine Brennweite von etwa 150 mm und länger, da es die Aufnahme aus grösserem Abstand ermöglicht – Stichwort: Fluchtdistanz. Für Makroaufnahmen von nicht flüchtigen Objekten, wie Blüten oder detailreichen Pilzen im Wald beispielsweise, sind kurzbrennweitige Makroobjektive geeigneter, da man schlicht und ergreifend näher ran kann. Dafür eignet sich das AF-S DX Micro-NIKKOR 40 mm 1:2,8G oder das AF-S Micro-NIKKOR 60 mm 1:2,8G ED gut. Wer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will, kann sich auch ein AF-S VR Micro-NIKKOR 105 mm 1:2,8G IF-ED zulegen.

Noch mehr Makro-Objektiv-Inspiration findet ihr in unserer Übersicht, klickt hier.

5. Praktische Fototipps

Eine durchgängige Schärfe eines Motivs macht noch lange kein gutes Foto aus. Ein gelungenes Spiel mit der Schärfe wirkt für den Betrachter stimmiger und ansprechender. Ein Motiv freistellen heisst, es vom Hintergrund zu lösen und die Aufmerksamkeit auf das Motiv zu lenken. Das gelingt euch, indem ihr offenblendig arbeitet. So erscheint das Hauptmotiv scharf, der Hintergrund samt störenden Objekten wie etwa Grashalme oder andere Pflanzen gehen vollständig in Unschärfe unter.

Die Makrofotografie profitiert technisch sowie gestalterisch vom Stativ-Einsatz. So wird die Kamera nicht nur stabilisiert, sondern bei Spiegelreflexkameras wird auch die Spiegelvorauslösung ermöglicht. Ausserdem sind längere Belichtungszeiten möglich. Dadurch lassen sich niedrigere ISO-Empfindlichkeiten nutzen und vor allem kann man für eine grösstmögliche Tiefenschärfe auch kräftig abblenden. Ausserdem erleichtert euch der stabile Halt, in aller Ruhe den passenden Ausschnitt einzustellen und präzise zu fokussieren.

D500 | 1/320s | f/3.2 | ISO 100 | Foto: Tanja Brandt

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