PERFEKTE AUFNAHMEQUALITÄT – (3/16) OBJEKTIV
Freitag, 06. Januar 2017
Martin Zurmühle erklärt in 16 Folgen wie man Bilder in «perfekter Qualität» aufnimmt. Der gelernte Architekt betreibt ein Fotostudio und eine Fotoschule und verfügt über langjährige Erfahrung in der Weiterbildung von ambitionierten Fotografen. Ausserdem hat er mehrere preisgekrönte Lehrbücher u.a. zu speziellen Themen wie die Bildanalyse, die Bildbewertung und die Bildsprachen geschrieben.
Die Qualität des Objektivs hat einen direkten Einfluss auf die Qualität des Bildes. Ohne ein gutes und leistungsstarkes Objektiv können keine technisch perfekte Bilder gemacht werden. Bei den Kompaktkameras ist das Objektiv fest eingebaut und so ein Hauptkriterium für den Kamerakauf. System- und DSLR-Kameras arbeiten mit Wechselobjektiven und Sie können aus einer Vielzahl von Objektivtypen und -modellen auswählen. Obwohl sich die Objektive bezüglich ihrer technischen Eigenschaften und den Preisen stark unterscheiden, können wir doch auch hier ein paar allgemeine Aussagen machen:
1. Ein teures Objektiv ist besser als ein günstiges Objektiv.
2. Festbrennweiten sind besser als Zoomobjektive.
3. Kleine Zoombereiche sind besser als grössere.
Diese Aussagen stimmen leider nicht immer, aber doch meistens. Schauen wir diese Aussagen kurz an:
Ein teures Objektiv ist besser als ein günstiges Objektiv.
Auf den ersten Blick scheint diese Aussage logisch zu sein. Gute Leistung kostet. Allerdings gibt es auch günstige Objektive, die ein sehr gutes Abbildungsverhalten zeigen. Die Testberichte in den Fotozeitschriften oder auf dem Internet geben Ihnen dazu erste Hinweise. Am besten aber testen Sie die Abbildungsleistung Ihrer konkreten Kamera-Objektiv-Kombination mit eigenen Testaufnahmen. Kein Objektiv ist perfekt und wir sollten immer die Stärken und Schwächen unserer Ausrüstung kennen.
Das Beheben von optischen Schwächen ist technisch aufwendig und deshalb teuer, vor allem dann, wenn wir noch eine hohe Lichtstärke wünschen (was zu grossen Gläsern führt). Dann stimmt die Aussage betreffend dem Preis. Allerdings ist diese Preisentwicklung nicht linear, sondern exponentiell. Das heisst, wenn Sie ein nur leicht besseres Objektiv möchten, müssen Sie meistens schon sehr viel mehr bezahlen. Zum Beispiel kostet das hervorragende Objektiv AF-S NIKKOR 85 mm f/1.4 mehr als 3-mal so viel wie das auch sehr gute AF-S NIKKOR 85 mm f/1.8, dass nur eine halbe Blende weniger lichtstark ist. Es lohnt sich deshalb in jedem Fall, ein Objektiv vor dessen Anschaffung selbst zu testen und zu vergleichen.
Festbrennweiten sind besser als Zoomobjektive
Festbrennweiten zeigen meistens bei offener Blende Schwächen (grosse Aberrationsunschärfe), bei geschlossenen Blenden (z.B. f/8 oder f/11 im Vollformat) sind Sie aber in aller Regel den Zoomobjektiven betreffend Detailschärfe und Verzeichnung überlegen. Zoomobjektive tendieren zu mehr oder weniger stark verzeichneten Randlinien (je nach Zoomstellung) und die Detailschärfe ist oft am Bildrand schlechter als in der Bildmitte. Die Festbrennweiten zeigen die Randlinien meistens nur leicht gebogen und die Detailschärfe ist im ganzen Bild gleich gut.
Am besten testen Sie die Abbildungsleistung ihres Objektivs im ganzen
Bildfeld mit einer Testkarte. Bei starker Ausschnittvergrösserung
erkennen Sie die Unterschiede. Bei der Aufnahme müssen Sie aber die hier
beschriebenen Regeln für eine absolut erschütterungsfreie Auslösung
einhalten, sonst sind die Resultate nicht aussagekräftig.
Kleine Zoombereiche sind besser als grössere
Eine alte Regel besagt, dass der Zoombereich der Objektive nicht über den Faktor 3 gehen sollte. Bei einem Objektiv 24-70 mm oder 70-200 mm (beide mit Faktor 3) dürfen Sie deshalb mit sehr guten Abbildungsleistungen rechnen. Im Gegensatz dazu können Sie bei einem Objektiv mit einem Zoombereich von 24-120 mm (Faktor 5) oder 24-200 mm (Faktor 8) nicht mit den gleich guten Resultaten rechnen. Solche Konstruktionen sind technisch sehr aufwendig und die Objektive neigen eher zu Verzeichnungen (vor allem im Weitwinkelbereich). Natürlich können Sie Verzeichnungen in der Bildbearbeitung automatisch beheben lassen. Dieser Prozess beschneidet allerdings das Bild (Sie sollten deshalb einen grösseren Bildausschnitt aufnehmen) und die Pixel werden dabei verändert, was zu einer leichten Unschärfe im Bild führen kann.
Saubere Linse
Die beste Optik liefert keine guten Ergebnisse, wenn die Linsenoberfläche verschmutzt ist. Vor allem Fingerabdrücke verschlechtern die Abbildungsqualität massiv. Achten Sie deshalb immer auch auf eine perfekt saubere Linse.