1. PLATZ BEIM NIKON FEMALE FACETS WETTBEWERB 2021 – ALICA MÁK IM INTERVIEW

Montag, 22. August 2022

Alica Mák hat mit ihrem Bild „Etruscan Warrior“ den Nikon Female Facets Wettbewerb 2021 gewonnen. Die 36-jährige Tier-Fotografin lebt in einem kleinen Dorf bei Pforzheim am nördlichen Rand vom Schwarzwald in Baden-Württemberg. Sie hat deutsche und ungarische Wurzeln, fühlt sich aber am meisten in Italien in der Toscana zuhause. Alica beschreibt sich als einen verträumten, fröhlichen und eher introvertierten Menschen. Sie verbringt ihre Zeit gerne mit ihrem Mischlingshund aus dem Tierschutz und ihrem Islandpferd. Beim Nikon Female Facets Wettbewerb 2021 hatte Alica die Gelegenheit, einen gemeinsamen Workshop mit den beiden Tier-Fotografinnen und Mentorinnen des Wettbewerbs, Tanja Brandt und Alexandra Evang, zu verbringen. Wir sprechen mit Alica über ihre Fotografie, was sie antreibt, wie der Workshop für sie war und welche fotografischen Ziele sie sich gesteckt hat.

Mit ihrem Bild „Etruscan Warrior“ hat Alica Mák beim Nikon Female Facets Wettbewerb 2021 den 1. Platz belegt.

Alica, wie, wann und warum bist du zur Fotografie gekommen?

Angefangen hat alles in meiner Jugend, als ich die ausrangierte analoge Spiegelreflexkamera von meinem Vater bekommen habe, mit der er mich als Kind immer fotografiert hat. Durch den persönlichen Bezug bedeutete mir die Kamera sehr viel, und ich glaube, dass sich dadurch das Fotografieren für mich schon früh als etwas sehr Emotionales angefühlt hat. Am Anfang habe ich mich viel mit der Reise- und der Streetfotografie beschäftigt. Dabei hat mir vor allem das gestalterische Spiel mit Formen und Licht sehr viel Freude gemacht. Ich mochte die Überraschung, zu sehen, was dabei herauskam, wenn ich die entwickelten Bilder in den Händen hielt. Das Interesse für die Technik kam erst viel später, als mir 2015 meine Kamera kaputt ging und ich daraufhin auf eine digitale Einsteiger-DSLR umgestiegen bin.

Ein Jahr später inspirierte mich mein eigenes Pferd, mich ausgiebig mit der Pferdefotografie zu beschäftigen. Das sprach sich recht schnell herum, sodass immer mehr Pferdebesitzer mit Anfragen auf mich zukamen. Aus diesem Grund entschied ich mich 2017, ein Kleingewerbe als Fotografin anzumelden und den ersten Foto-Workshop zu besuchen. Damals habe ich noch hauptberuflich in der Pflege gearbeitet. Als dann aber 2018 immer mehr Foto-Aufträge hinzukamen, gab mir das die Möglichkeit, meinen Hauptjob zu reduzieren. Mittlerweile hat sich der Schwerpunkt verlagert, sodass ich hauptsächlich als selbständige Fotografin und nur noch nebenberuflich in der Pflege arbeite. Meine Teilnahme beim Nikon Female Facets Wettbewerb hat mir nochmal richtig Mut gegeben, diesen Schritt zu gehen.

Welche Themenschwerpunkte fotografierst du und was gefällt dir daran an meisten?

Ich fotografiere hauptsächlich Pferde, habe im privaten Rahmen aber auch Freude an der Reise- und Street-Fotografie. Ich liebe es, die Pferde- und die Landschaftsfotografie miteinander zu verbinden. Das Wichtigste ist für mich dabei, die Pferde in einer entspannten Atmosphäre zu fotografieren, in der sie sich wohlfühlen und nicht gestresst sind. Da Pferde keine verbalen Aufforderungen verstehen und man deshalb auf nonverbaler Ebene den Tieren erklären muss, was sie tun sollen, muss man immer wieder improvisieren, um auf die verschiedenen Pferde mit ihrem individuellen Charakter und Temperament einzugehen. So zu arbeiten, dass es allen Beteiligten Spass macht, ist immer wieder eine sehr schöne Herausforderung für mich. Am meisten liebe ich an der Fotografie in der Natur, dass sie mich wachhält und mich dazu anregt, die Welt um mich herum stärker wahrzunehmen und wertzuschätzen. Es ist schön zu sehen, wie unglaublich die Natur und das Leben sind. Gleichzeitig kann man sich mithilfe der Fotografie auch in ganz andere Welten flüchten, wenn einem die menschliche Welt mal zu viel wird. Die Fotografie ist für mich eine Philosophie, für die man keine Worte benötigt. Es genügen ein bisschen Licht, Formen und Gefühl. Ausserdem stellt sie mich immer wieder vor Herausforderungen. Sie zwingt mich dazu, mich mit mir und meinen eigenen Werten auseinanderzusetzen. Für eher introvertierte Menschen, wie ich es bin, kann das den positiven Effekt haben, dass man im Umgang mit fremden Menschen mutiger wird, weil man durch die Fotografie lernt, auf andere zuzugehen und vor anderen frei zu sprechen.



„Ich möchte mit meinen Bildern kleine Geschichten erzählen.“

Beschreibe kurz deinen Fotografie-Stil und die Leidenschaft, die du damit verbindest.

Ich möchte mit meinen Bildern kleine Geschichten erzählen. Dabei versuche ich die Position des Pferdes, die Umgebung und meine Aufnahmeperspektive in Einklang zu bringen. Auch harmonische Farben sind ein wichtiges Element in meinen Bildern. Ich arbeite immer darauf hin, dass meine Ergebnisse am Ende nach der Bildbearbeitung das Pferd und dessen Umgebung als eine Art Symbiose zeigen. Im Grunde so, als hätte ich das Pferd bei einem Spaziergang entdeckt und ein Foto davon gemacht. Bei meinen Aufnahmen lasse ich mich immer sehr gerne von den Illustrationen von Ilon Wikland inspirieren, die viele Bücher von Astrid Lindgren illustrieren durfte.

Wie bist du auf Nikon Female Facets aufmerksam geworden und warum hast du dich entschieden, beim Wettbewerb teilzunehmen?

Ich habe an Tag 1 des Wettbewerbs die Instagram Story von Nikon gesehen und wollte sofort daran teilnehmen, weil ich die Idee wahnsinnig schön fand! Nach der Einreichung habe ich mir erst einmal keine grossen Hoffnungen gemacht. Als ich den Wettbewerb dann aber sogar gewonnen habe – und das als Tierfotografin – war das schon ein sehr schöner Moment. Dass eine Tieraufnahme gewonnen hat, scheint auch ein gutes Signal für viele andere gewesen zu sein. Ich habe sehr viele Nachrichten von anderen Tierfotografinnen bekommen, die sich mit mir gefreut haben:

Wie ist dein Gewinnerinnen-Bild entstanden?

Die Idee dazu begann damals während einer Reise durch Italien. Ich habe damals diese ganz besonderen Schirmpinien entdeckt und hatte sofort ein Bild im Kopf, das ich gerne fotografieren wollte. Für die Aufnahme brauchte ich ein relativ grosses Pferd, das auf Kommando steigt, also auf den Hinterbeinen steht. Ausserdem musste ich eine Besitzerin oder einen Besitzer finden, die oder das Pferd mit dem Pferdetransporter an die gewünschte Location bringen kann. Die Planung dazu hat 3 Jahre gedauert, da ich damals noch nicht so viele Kontakte zu italienischen Pferdebesitzern hatte. 2018 fand ich dann Marika und ihren Cruzado Hengst El Baron. Sie brachte mir ihr Pferd an meine Traumlocation. Da an den Schirmpinien auch der Weg zum Strand vorbeiführte, mussten wir auf einen Moment warten, in dem dort gerade niemand spazieren ging. Als die Sonne am Abend hinter dem Horizont verschwand, konnten wir das Pferd genau im richtigen Moment ungestört aufstellen und ein paar Minuten später war das Bild, von dem ich so lange geträumt hatte, im Kasten. Man kann wirklich sagen, dass das ein ganz besonderer Moment für mich war. Nachdem die Umsetzung so lange gedauert hat, war ich am Ende sehr glücklich, dass es nicht nur ein perfekter Abend war, sondern dass ich auch in Marika eine neue Freundin gefunden habe. Wir haben tatsächlich genau das Bild umgesetzt, das ich mir von Anfang an vorgestellt habe. Deshalb ist es auch das Bild, das mir bisher am meisten bedeutet.

Aufgenommen habe ich das Foto mit meiner Nikon D850 und dem AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8G ED VR II. Die Aufnahme entstand bei einer Brennweite von 70 mm, mit einer Belichtungszeit von 1/800 Sekunde und bei offener Blende f/2.8. Die Empfindlichkeit war auf ISO 400 eingestellt.

Warum hast du dich für einen Workshop mit Tanja Brandt & Alexandra Evang entschieden und was hast du dir von dem 1:1 Workshop erhofft?

In erster Linie wollte ich die beiden gerne einmal kennenlernen, weil sie in der Tierfotografie für mich sehr grosse Vorbilder sind. Beide haben es geschafft, in einem Themenbereich erfolgreich zu sein, in dem ich mich auch gerne bewegen möchte. Ich habe mir im Voraus keine grossen Gedanken darüber gemacht, wie es wohl werden könnte, weil ich mich gerne überraschen lasse. Ich war ja sowieso schon sehr glücklich, dass ich das überhaupt erleben darf. Es ist einfach einmalig und schön, Alexandra und Tanja für einen Workshop für sich alleine zu haben, und damit die Chance zu bekommen, den beiden über ihre Fotografie und viele andere Dinge Löcher in den Bauch zu fragen!

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Erzähle kurz, wie der Workshop abgelaufen ist und was dir am meisten Spass oder Erkenntnis gebracht hat und was du gelernt hast.

Nach einer sehr schönen und herzlichen Begrüssung in einem wunderschönen Holzhaus an einem See in den Niederlanden, haben wir erst auf der Terrasse miteinander angestossen und dann ganz lange miteinander gesprochen und uns kennengelernt. Am Abend haben wir dann in der niederländischen Heide Tanjas Eule Gandalf und ihren Hund Ingo fotografiert und mit verschiedenen Lichtsituationen und Winkeln gespielt. Dabei durfte ich die Nikon Z 9 und verschiedene Objektive ausprobieren. Abends haben wir alle gemeinsam Pizza gegessen und noch lange Erfahrungen ausgetauscht. Am nächsten Morgen sind wir dann sehr früh wieder in die Heide gefahren und Alexandra hat uns ein ganz tolles Pferd und Models organisiert. Sie hat mir gezeigt, worauf sie beim Fotografieren achtet, welche Einstellungen sie benutzt und wie sie mit den Pferdebesitzern spricht, damit diese sich sicher fühlen und genau wissen, was sie tun sollen. Das war alles sehr beeindruckend und ich habe sehr viel lernen dürfen. Das schönste am Workshop war aber, dass Tanja und Alex so offen und ehrlich waren und wirklich alles dafür getan haben, dass ich am Ende mit ganz viel Input, neuen Gedanken und Selbstbewusstsein wieder nach Hause fahre. Die beiden live zu erleben, war etwas ganz Besonderes für mich. Dabei habe ich gemerkt, dass man auch verträumt und schüchtern sein darf und kein ultra cooler und selbstbewusster Mensch sein muss, um in der Fotografie erfolgreich zu sein. Das hat mir richtig gutgetan!

Gibt es etwas, was dir neben dem Workshop an dem Nikon Female Facets Projekt besonders gefallen hat?

Die Facebook-Gruppe fand ich wahnsinnig angenehm und inspirierend, weil dort so eine entspannte, hilfsbereite Community entstanden ist, bei der man immer Fragen stellen kann, ohne gleich belehrt zu werden. Und die Kritik bei gezeigten Bildern ist immer wohlmeinend und konstruktiv.

Was sind deine fotografischen Pläne oder Ziele für die Zukunft?

Ich möchte unbedingt einmal nach Patagonien, um Gauchos und Wildpferde zu fotografieren. Und ich habe den grossen Traum, irgendwann einmal Bilder für ein Kinderbuch oder ein Märchen mit Pferden fotografieren zu dürfen.

Welchen Rat möchtest du anderen Fotografinnen, egal ob Anfängerin oder Profi, mitgeben?

Vergleicht euch nicht mit anderen. Das ist am Anfang schwer. Wenn man sich das aber gleich von Beginn an bewusst macht, und sich selber ausbremst, wenn man gerade wieder einmal versucht, Vergleiche anzustellen, dann hört dieser Gedanke irgendwann von ganz alleine auf. Man ist nie am selben Ort, zur selben Zeit, mit demselben Licht, wie es andere Fotograf:innen bei ihren Aufnahmen waren.

Alica Mák konnte einen 1:1 Workshop mit den beiden Tier-Fotografinnen Tanja Brandt (links) und Alexandra Evang (rechts) verbringen.

Dazu kommen persönliche Gedanken, Lebensereignissen und Träumen, die andere Fotograf:innen von einem selbst unterscheiden. Man wird auch nie dieselben Bilder machen können. Deshalb mein Tipp: Nehmt das Licht und die Gegebenheiten, die ihr vorfindet, und macht daraus etwas für euch Einzigartiges. Verbringt nicht zu viel Zeit auf und mit Social Media. Wenn einem die Ideen oder Inspiration fehlen, dann hilft es, sich ins Gras zu legen und die Wolken zu beobachten. Die Natur ist ein guter Ort für neue Ideen. Oh, und ganz wichtig: träumt gross!

Wo findet man mehr von deiner fotografischen Arbeit?

Mehr von mir gibt es auf meiner Website und auf Instagram. Ich biete zusätzlich zu Kundenshootings für Pferdebesitzer auch Coachings, Fototouren, Portfoliotage und Workshops für Fotograf:innen an. Aktuell gibt es noch freie Plätze für einen Workshop in Italien

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