DIE LANDSCHAFTSFOTOGRAFEN ANDRÉ ALEXANDER UND KRISTOF GÖTTLING MIT DER NIKON Z 7 AUF EINER RUNDREISE DURCH PORTUGAL

Mittwoch, 13. Juli 2022

André, Kristof, ihr ward Ende Mai Anfang Juni letzten Jahres in Portugal unterwegs – kurz nachdem das pandemiebedingt komplett geschlossene Land seine Pforten wieder geöffnet hatte. Was war eurer Ziel?

André: Portugal zählte auch 2021 zu den Top-Reisezielen, allerdings musste das Land aufgrund der pandemischen Lage einen harten Lockdown fahren. Als man wieder einreisen durfte, haben wir gesagt, wir fliegen so schnell wie möglich hin. Unser Ziel war es fotografische Eindrücke aus diesem durch die Krise stark gebeutelten Urlaubsland einzufangen. Wir waren beide schon mehrfach da und wollten neue Orte erkunden und dem Wandel bei Land und Leuten nachspüren, aber auch Attraktionen und sonst überlaufene Orte ohne die üblichen Menschenmassen festhalten.

Nikon Z 7 | NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S | 14mm | 1 s | f/9 | ISO 400 (Foto: Kristof Göttling)

Wie habt ihr die Atmosphäre vor Ort erlebt?

Kristof: Es war teilweise wirklich seltsam. Porto zum Beispiel. Die Stadt ist architektonisch ein absoluter Traum und deshalb normalerweise voller Touristen. Als wir da waren, herrschte dagegen eine geradezu gespenstische Ruhe. Vor der Pandemie blickte man abends auf ein Lichtermeer. Als wir da waren, war die Skyline zum Teil dunkel. Was daran lag, dass viele Wohnungen in der Innenstadt inzwischen an Touristen vermietet werden – und die waren seit Monaten ausgeblieben. Die Leute haben sich entsprechend gefreut, egal, wo wir hinkamen.

André: Für ein Land, das nicht zuletzt vom Tourismus lebt, ist das sicherlich bitter. Für uns als Fotografen war diese Situation einerseits bedrückend, andererseits ein totaler Glücksfall. Wir hatten die beliebtesten Locations – ganz gleich ob Strände oder Städte – teilweise ganz für uns.

Welche Destinationen habt ihr besucht?

André: Wir haben einen Roadtrip von Nord nach Süd gemacht, ländliche Regionen und Städte besucht und natürlich auch die Strände zwischen Porto und Lissabon, die zum Teil mit fantastischen Felsformationen aufwarten.

Kristof: Gestartet sind wir in einer Region, die bislang in den sozialen Medien wenig stattgefunden hat: dem mittleren Osten. Unser erstes Ziel war das Bergdorf Piódão. Es war eine abenteuerliche Fahrt vom Lissabonner Flughafen dorthin, mit vielen Serpentinenstrassen. Der Weg war buchstäblich sinnesbetörend. Es lag ein Duft von Blumen in der Luft, wie ich ihn noch nie erlebt habe – den habe ich immer noch in der Nase. Wir haben unsere Anreise so getimt, dass wir genau zum Sonnenuntergang dort waren und mit unseren Kameras bereit standen, als die Sonne über dieses verwünschende Dorf mit den vielen Natursteinhäusern zog. Zum Glück war das einzige Restaurant vor Ort noch offen, und auch wenn es nur ein einziges Gericht gab, haben wir uns gefreut wie die Schneekönige.

Wie ging es weiter?

André: Wir sind Richtung Braga, dann Porto und weiter Richtung Lissabon gefahren, immer der Küste entlang. Wir haben aber auch verschiedene Orte im Landesinneren angesteuert. Orte, die vielleicht noch nicht so fotografisch abgegrast sind.

Woher weiss man als Landschaftsfotograf, welche Orte in den sozialen Medien, welche Orte auf Instagram – dem sicherlich wichtigsten Kanal für euch –  schon inflationär vertreten sind und wo noch Nischen bestehen?

Kristof: André und ich kommen, wenn wir nicht gerade reisen, auf eine Bildschirmzeit von sieben oder acht Stunden am Tag –  wir leben ja quasi in der App (lacht). Insofern haben wir, glaube ich, einen ganz guten Überblick. Was definitiv weniger Leute auf dem Schirm haben, ist beispielsweise Azenhas do Mar: Ein Küstendorf gerade einmal 30 Kilometer entfernt von Lissabon, das auf einem runden Steilküstenplateau lieg – einfach malerisch.

André: Viele fahren nach Porto zur berühmten "Harry Potter“-Bibliothek. Wir waren auch dort und haben drei Stunden Schlange gestanden, um dann festzustellen, dass das Fotografieren verboten war. Wir haben aber trotzdem ein paar Bilder machen können – ehe die Polizei eintraf (lacht). Das war fotografisch gesehen gar nicht so einfach dort mit gutem Material raus zu gehen. Obwohl immer nur 20 Leuten der Eintritt gewährt wurde, hatte man meistens fremde Menschen mit im Bild.

Kristof: Noch unglaublicher fand ich die Bibliothek von Coimbra, die weniger bekannt ist und entsprechend von weniger Leuten angesteuert wird. Ein verwunschener historischer Ort mit fünf Meter hohen Bücherregalen und einem leichten Staubnebel, ein absoluter Traum, gerade auch fotografisch.

Warum seid ihr zu zweit losgezogen?

Kristof: Wir waren ja schon mehrfach gemeinsam unterwegs und wussten, dass das gut funktioniert, dass wir uns gegenseitig beflügeln und nicht zuletzt, dass wir uns bei den einzelnen Locations so aufteilen können, dass wir unterschiedliche Blickwinkel einfangen können. Das macht viel aus, denn in der Landschafts- und Reisefotografie sind die Zeitfenster für das optimale Licht ja meist ziemlich knapp.

André: Wir waren neun Tage unterwegs und hatten uns vorgenommen, jeden Sonnenaufgang und jeden Sonnenuntergang mitzunehmen, und das haben wir auch geschafft. Ende Mai, Anfang Juni heisst das um kurz vor 6 und nach 21 Uhr am Start zu sein. Dazwischen haben wir natürlich auch fotografiert, beispielsweise indoor oder auch die typischen traditionellen Windmühlen des Landes. Alles in allem war das schon eine Knochentour, aber die Bildausbeute war auch entsprechend riesig. Wie immer in solchen Fällen nutzen wir den entstandenen Bilderpool gemeinsam.

Nikon Z 7 | NIKKOR Z 70–200 mm 1:2,8 VR S | 140mm | 1/25 s | f/2.8 | ISO 400 (Foto: André Alexander)

Welche Rolle spielt die Fototechnik für eine hohe Bildausbeute?

Kristof: Eine nicht zu unterschätzende. Die Modelle der Nikon Z-Familie haben einfach eine tolle Performance. Was ich ebenfalls an den Kameras schätze, ist die Tatsache, dass ich in Echtzeit sehen kann, was passiert, wenn sich die Lichtverhältnisse ändern oder ich in die Aufnahmeparameter eingreife. Auch die Objektive sind top und arbeiten nahezu verzeichnungsfrei.

Welches nutzt du am häufigsten?

Kristof: Das NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S ist schon ein echter Allrounder, das setze ich viel ein. Aber ich mag auch die Bildwirkung längerer Brennweiten sehr gerne wie sie etwa das NIKKOR Z 70–200 mm 1:2,8 VR S bietet. Die Konzentration auf wenige Bildelemente, die so entsteht, finde ich oft spannender. Das wäre auch ein Tipp an Leute, die sagen, ich will mich fotografisch weiterentwickeln: Sobald die Safety Shots im Kasten sind, einfach mal was wagen und nur mit einem 70-200mm durch die Gegend laufen. Da finden sich dann fast automatisch neue Motive.

Wer hat denn die Postproduktion übernommen?

André: Die haben wir uns ebenfalls geteilt. Wobei wir bei den Portugal-Bildern gar nicht so viel eingegriffen haben. Die Lichtverhältnisse waren einfach top.

Abschliessend: Wo fahre ich hin, wenn ich tolle und vielleicht auch weniger abfotografierte Motive suche?

Kristof: Neben den Städten ist der Norden meines Erachtens sehr ergiebig in dieser Hinsicht. Aber auch die Strände zwischen Lissabon und Porto, die der vielbesuchten Algarve aus meiner Sicht in nichts nachstehen.

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