DER KOMPAKTE START-UP-GUIDE FÜR FOTOGRAFEN – SIEBEN SCHRITTE ZUM ERFOLGREICHEN FOTO-BUSINESS (TEIL 1)

Donnerstag, 28. November 2019

Wer ein Hobby intensiv und voller Leidenschaft ausübt, stellt sich irgendwann die Frage: Lässt sich hiermit auch Geld verdienen? Ambitionierte Foto-Enthusiasten und Amateur-Fotografen machen da keine Ausnahme. Manchem reichen ein paar Euro nebenher, andere träumen davon, die Fotografie hauptberuflich auszuüben. Doch bekanntlich ist aller Anfang schwer. Das gilt auch im Foto-Business, das Neueinsteigern praktisch keine Steine in den Weg legt. Das Berufsbild Fotograf ist nicht mehr geschützt, Genehmigungen sind nicht erforderlich. Sogar ohne Ausbildung oder Studium kann sich jeder selbstständig machen. Das eröffnet gerade auch vielen Quereinsteigern die Chance, ihren Traumjob Fotograf zum Beruf zu machen. Die Konkurrenz ist entsprechend gross. Obwohl es einen enormen Bedarf an professionellen Fotos und Videos gibt, ist der Markt für Auftragsfotografie in den vergangenen Jahren härter geworden. Die Budgets sind in den meisten Bereichen geschrumpft. Für Fotografen wird schwieriger, gute Umsätze zu erzielen.

Dennoch ist Fotograf noch immer ein lohnender Beruf voll Kreativität und Abwechslung. Wenn ihr eure Nische findet, die Kunden versteht und einige betriebswirtschaftliche Grundsätze beherzigt, kann der Traum vom eigenen Foto-Business auch für euch in Erfüllung gehen. Hier sind sieben Schritte, die zum Erfolg führen.

Schritt 1: Der Businessplan

Der erste Schritt in die Selbstständigkeit ist das Aufstellen eines Businessplans. Wie umfangreich dieser in eurem Fall ist, hängt von der Art eurer Gründung ab. Ob das Foto-Business dem Haupterwerb dienen oder nur als Nebenjob ausgeübt werden soll, spielt dabei wohl die wichtigste Rolle. Aber auch die Frage nach der Finanzierung des Vorhabens. Wer als Gründer einen Bankkredit beantragt, muss beim Aufbau des Businessplans in der Regel bestimmte Vorgaben beachten.

In jedem Fall ist es empfehlenswert, dem Businessplan eine feste Struktur zu geben und jeden Punkt gewissenhaft abzuarbeiten. Eine Gründung ist immer mit Risiken verbunden. Bleibt der erhoffte Umsatz aus, kann das den Verlust der eigenen Existenz bedeuten. Die Fotografen-Trainerin Silke Güldner aus Hamburg warnt Neueinsteiger daher davor, alles auf eine Karte zu setzen. „Manches Start-up riskiert zu viel für den schnellen Erfolg“, schreibt sie in ihrem neuen Buch Erfolg im Foto-Business. „Manche Fotografen machen den Eindruck, dass sie es darauf abgesehen haben, zu scheitern. Denn abgesehen von hoher Motivation und einer Profikamera lässt wenig darauf schliessen, dass sie wissen, wie die Branche tickt, welche Stolperfallen lauern oder was einen Profi-Fotografen ausmacht.“

Laut Güldner sind die drei häufigsten Fehlerquellen angehender Fotoprofis:

  • Etwas gründen, das keiner braucht
  • Sich zu günstig zu verkaufen
  • Mangelnde Fokussierung

Der Businessplan zwingt dazu, sich ernsthaft Gedanken zu machen und verschiedene Was-wäre-wenn-Szenarien durchzudenken. „Wie in jedem anderen Beruf sollten auch Fotografen nicht nur die Business-Basics kennen, um professionell in die Branche einzusteigen und zu wachsen“, so Güldner. „Auch die Start-up-Fehler sind vermeidbar, wenn das Risiko nicht unterschätzt wird.“

Was gehört in einen Businessplan? Im Idealfall beantwortet er die bekannten W-Fragen zu allen wesentlichen Aspekten der eigenen Selbstständigkeit. Einige Beispiele: Was will ich machen? (Geschäftsidee) – Wer bin ich? (persönlicher Hintergrund, Stärken-Schwächen) – Welche Produkte biete ich an? (Schwerpunkte meiner Tätigkeit) – Wie viel Geld will ich verdienen? (Umsatz und Gewinn) – Wo biete ich meine Dienstleistung an? (Ort). Eine gute Übersicht über die Minimal-Anforderungen bietet „The World’s Shortest Business Plan“, den ihr mit einer Online-Suche schnell findet. Wer es ausführlicher möchte, findet im Existenzgründungsportal des Bundeswirtschaftsministeriums eine Vielzahl an Tipps und Hilfen rund um den Aufbau des eigenen Unternehmens.

Schritt 2: Das Netzwerk

Niemand ist allein erfolgreich. Selbst Solo-Selbstständige brauchen ein Team, das euch den Rücken stärkt. Das beginnt bei der eigenen Familie und den Freunden, die euch den Rücken stärken und euch bei Rückschlägen, die es früher oder später geben wird, wieder aufbauen.

Dazu kommt das professionelle Netzwerk. An erster Stelle steht der Steuerberater, der einen schon in der Gründungsphase beratend zur Seite stehen kann. Mit ihm lässt sich unter anderem die wichtige Frage „Gewerbe oder freiberufliche Tätigkeit?“ klären. Zwar brauchen Fotografen zur Gründung keine besonderen Genehmigungen. Doch wer sein Geld mit der Porträt- oder Hochzeitsfotografie verdienen möchte, braucht einen Gewerbeschein; wer als Bildjournalist oder Fotokünstler arbeitet, muss sich hingegen als Freiberufler beim Finanzamt anmelden. In vielen anderen Fällen ist die Abgrenzung weniger eindeutig, sodass vor der Gründung eine professionelle Beratung in jedem Fall empfehlenswert ist.

Hilfreich sind auch Kontakte zu erfahrenen Kollegen. Man muss ja nicht gleich den direkten Mitbewerber zu Rate ziehen, aber etablierte Berufsverbände (z. B. BFF, bpp oder Freelens) und lockere Netzwerke auf Social-Media-Plattformen können eine wahre Schatztruhe an Business-Tipps sein. Sie funktionieren nach dem Credo: Wie du mir, so ich dir. Hier hilft man sich gegenseitig und es gibt fast immer jemanden, der schon einmal in einer ähnlichen Situation war. Wichtig: Nicht nur nehmen, sondern auch zurückgeben! Der beste Weg professionelle Freunde zu finden, ist selbst einer zu sein.

Mit der Zeit knüpft ihr euch so ein eigenes grosses Netzwerk, das über kurz oder lang natürlich auch Models, Assistenten, Stylisten und Make-up-Artists sowie Fotohändler, Technik-Support (Nikon Professional Service) und Rental-Services umfasst.


Schritt 3: Die Finanzen

Die Finanzplanung ist das Rückgrat eures Foto-Business und fester Bestandteil eines Businessplans. Gefragt ist hier eine realistische Betrachtungsweise und es wird sich über kurz oder lang auszahlen, wenn ihr anfangs etwas knapper kalkuliert. Ein guter Finanzierungsplan setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, wobei die „Gesamtkosten“ und der „Liquiditätsplan“ für angehende Fotografen am wichtigsten sind. Zudem werden in der Berechnung dein Eigenkapital und möglicherweise Fremdmittel (z. B. Kredite für Kamera-Equipment) berücksichtigt.

Verschafft euch zunächst einen Überblick über alle eure Ausgaben – sowohl geschäftlich als auch privat, denn beides hängt bei Einzelunternehmern direkt zusammen. Nur wenn ihr euer Foto-Business zunächst als Nebenjob ausübt und eure persönlichen Ausgaben (Wohnung, Krankenversicherung etc.) durch euren Hauptjob bereits gedeckt sind, könnt ihr diesen Aspekt fürs Erste ausblenden.

Zu den wichtigsten Geschäftsausgaben zählen anfangs beispielsweise Mietkosten (Büro, Studio), Fahrtkosten (Auto), Marketing- und Vertriebskosten (Eigenwerbung), Versicherungs- und Beratungskosten sowie erforderliche Investitionen in das Kameraequipment und gegebenenfalls Personalkosten (Assistent) oder Fremdleistungen (Bildbearbeitung). Rechnet aus, wie viel ihr dafür pro Jahr ausgebt und teilt die Summe durch zwölf, um zu sehen, wie viel Umsatz erforderlich ist, um allein die laufenden Kosten zu decken. Dann addiert ihr noch euer eigenes (Wunsch-)Gehalt.

Bei der Einberechnung von Urlaubs- und Krankheitstagen sowie „unproduktiver Arbeitszeit“ (Buchhaltung, Organisation) helfen diverse Kalkulations-Tools wie beispielsweise die „Stundensatz-Kalkulation für Freiberufler und Selbstständige“ von Unternehmensberater Lars Strempel aus Wiehl. Je mehr finanzielle Ressourcen ihr zu Beginn habt, desto geringer ist der Druck, sofort eine bestimmte Umsatzhöhe zu erreichen. Ihr könnt also zum Beispiel mehr Zeit in die Akquise zahlungskräftiger Kunden investieren. Entscheidend ist in jedem Fall, dass ihr liquide bleibt, also immer genug Mittel habt, um alle eure Kosten zu decken. Dabei hilft euch der Liquiditätsplan, der vorausschauend auf ein bis zwei Jahre die errechneten Ausgaben den zu erwarteten Einnahmen gegenüberstellt. Bedenkt dabei, dass manche Kunden eure Rechnungen erst nach einigen Wochen oder Monaten begleichen und es auch mögliche Zahlungsausfälle geben kann. Merke: Mit Blick auf die Finanzplanung können ein gesunder Pessimismus und entsprechende Rücklagen überlebenswichtig sein.

Welche Preise ihr schliesslich aufruft, hängt allerdings nicht nur von deinem errechneten Tagessatz, sondern von einer Vielzahl anderer Faktoren ab. Dazu zählen beispielsweise die Qualität eurer Arbeit, die Marktlage (Angebot, Nachfrage) sowie die Art und Weise wie die Bilder von eurem Kunden genutzt (und lizensiert) werden.

Teil 2 erscheint am Dienstag, den 03. November.

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