DIE MODE- UND BEAUTYFOTOGRAFIN AVA PIVOT – UND DIE NIKON Z 9

Donnerstag, 06. Oktober 2022

Bislang arbeitet die Mode- und Beautyfotografin Ava Pivot mit der Nikon D850, D5 sowie mit der Nikon Z 6II und Z 7II – jetzt hat sie die neue Nikon Z 9 einem intensiven Praxistest unterzogen. Wir haben mir ihr über ihre Eindrücke gesprochen.

Ava, du bezeichnest dich selber als „Boliden-Freak“ und DSLR-Fan. Trotzdem schiesst du inzwischen immer öfter mit spiegellosen Kameras der Nikon Z-Serie. Wie kommt’s?

Tatsächlich habe ich früher rein analog fotografiert, und ich muss sagen: Ich liebe nach wie vor sowohl den optischen Sucher als auch das satte Auslösegeräusch der Nikon D850. Irgendwann hatte ich dann die Z 6 in den Händen. Zunächst habe ich mit der Kamera fast nur gefilmt, was auch wirklich wunderbar funktioniert. Als Kamera für Stills konnte ich mir eine Spiegellose zunächst nicht vorstellen, habe dann aber nach und nach die Vorzüge entdeckt.

Nämlich welche?

Zunächst mal einen ganz banalen: Ich fotografiere sehr viele männliche Models, die sind oft um die 1,90 Meter. Ich selbst bin auch nicht gerade klein, war aber beim Blick durch den Sucher nie auf Augenhöhe und hab mich deshalb oft auf eine Erhöhung gestellt. Mit einer Spiegellosen entfällt dieses Problem. Ausserdem shoote ich meist nicht mehr in den Rechner, wenn ich mit den kleinen Kameras der Nikon Z-Serie arbeite.

Aus der Strecke "F(ol)low", fotografiert für das Magazin LUXIDERS, Model: Anouk @thefashioncomposers, Styling: Izabela Macoch, Hair & MakeUp: Norbert Cheminel @kathrin Hohberg artist (Aufnahme-Details: Nikon Z 9 | 50mm | 1/125s | f/3.5 | ISO 200).

Aus der Serie "The Age after Tomorrow", fotografiert für das Magazin THE PINK PRINCE, Model: prince @Iconic Management, Styling: Izabela Macoch, Grooming: Amelie Vidal (Aufnahme-Details: Nikon Z 9 | 69mm | 1/10000s | f/2.8 | ISO 160).

Was bedeutet das für deine Shooting-Praxis?

Das hat eine Reihe von Vorteilen: Erstens kann ich so das Team kleiner halten, weil ich keinen Digital Assistant mehr brauche. Zweitens schauen mir die Anwesenden nicht ständig über die Schulter und kommentieren die Ergebnisse, denn das ist zuweilen wirklich kontraproduktiv. Drittens kann ich mich viel freier bewegen und mit dem Model interagieren und finde viertens ganz neue Perspektiven, auch weil ich das Bild jetzt meist über das Display gestalte. Insgesamt hat sich, die Art, wie ich arbeite, durch die spiegellosen Z-Kameras verändert. Früher habe ich viel mehr angeleitet, die Models haben sich aber auch am Auslösegeräusch orientiert. Weil das jetzt entfällt, bewegen sich die Models natürlicher und auch schneller – was dank der hohen Serienbildgeschwindigkeit aber kein Problem ist. Kurz: Das Arbeiten ist dynamischer geworden.

Trotzdem fotografierst du nach wie vor auch mit der Nikon D850 und D5.

Ja, oftmals kombiniere ich beide Systeme. Die DSLR ist dann an den Rechner angebunden – so kann ich kritische Details genauer beurteilen. Mit der Nikon Z 7II shoote ich parallel „non-tethered“ und kann freier agieren.

Bei welchen Gelegenheiten kommt die Nikon Z6 II zum Einsatz?

Die Z 6II nutze ich überwiegend fürs Filmen –  und das nimmt einen wachsenden Raum ein. Gerade auf den Social-Media-Kanälen hat das Bewegtbild eine höhere Durchschlagkraft.

Vor kurzem hattest du die Gelegenheit die Nikon Z9 ausgiebiger zu testen. In welchem Zusammenhang?

Ich habe die Kamera für ein paar kleinere Tests und einige Editorials genutzt. Diese werden in verschiedenen renommierten Magazinen publiziert werden. 

Welchen Eindruck hast du von der Kamera gewonnen?

Zunächst einmal zur Haptik: Im direkten Vergleich zu kompakten Kameras wie der Z 6II oder Z 7II ist die Nikon Z 9 ein ziemlicher „Brummer“. Das grosse Gehäuse hat aber definitiv auch Vorteile: Die Z 9 hat ein wirklich tolles Handling. Sie bietet – das finde ich immer gut – sehr viele physische Einstellknöpfe, die sich individuell mit Funktionen belegen lassen. Der grössere Formfaktor führt auch dazu, dass sie mit schweren Objektiven wie dem z. B. dem NIKKOR Z 50 mm 1:1,2 S sehr ausbalanciert in der Hand liegt. Was ebenfalls wohl dem grösseren Body geschuldet ist: Die Akkulaufzeit ist herausragend. Schon die kleineren Modelle der Nikon Z-Serie sind – verglichen mit vielen Wettbewerbern – in Sachen Akkuleistung wirklich gut. Bei der Z 9 kannst du im Zweifel aber auch mal zwei Tage durchschiessen. Das ist schon toll, wenn man nicht immer daran denken muss, den Akku zu wechseln. Nichts ist frustrierender, als wenn dir in einem fantastischen Moment plötzlich der Saft ausgeht.

Wie beurteilst du die Performance beim Shooten?

Der Autofokus ist sensationell. In der Porträtfotografie ist es aus meiner Sicht meistens entscheidend, dass die Augen scharf sind. Die Augen-AF-Funktion finde ich schon bei der Z 7II sehr gut, die Z 9 performt da aber meiner Beobachtung nach noch etwas besser – was wiederum das Shooten über das Display weiter vereinfacht. Die Z 9 bietet zudem unglaublich kurze Belichtungszeiten. Ich fotografiere gerne bei Available Light und mit Offenblende. Am helllichten Tag muss man dann oft schon einen ND-Filter vors Objektiv schrauben. Die Z 9 schafft die erforderliche Reduktion des Lichteinfalls dank Verschlusszeiten von 1/32.000 Sek. auch „filterlos“. Was outdoor ebenfalls gut ist: Der Sensor ist beim Objektivwechsel auf Wunsch durch eine Art Vorhang geschützt.

Hast du auch gefilmt?

Ja, und hier scheint die Z 9 wirklich besonders hell –  die Videoqualität ist zum Niederknien. Toll ist auch: Du kannst die Highres-Videodaten kameraintern abspeichern, bist also nicht mehr auf ein zusätzliches externes Festplatten-System angewiesen. Und der Bildstabilisator ist der Hammer – im Zweifel kommt man auch ohne Gimbal aus. In der Summe macht das das Arbeiten als „One Man Show“ –  so agiere ich am liebsten – erst möglich. Hinzu kommt die hohe Auflösung: 8k bei 30 Frames und 4k mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde – wodurch auch Zeitlupeneffekte möglich sind. Und, was ich total spannend finde: Das Wechseln zwischen Videografie und Fotografie funktioniert nahtlos. Die Z 9 mag im Vergleich zur Z 7II hochpreisig erscheinen. Gerade wenn man auch Videos dreht – ein Format, an dem Profifotografen meiner Einschätzung nach immer weniger vorbeikommen –ist das Preisleistungsverhältnis aber sensationell gut und ich habe sie jetzt immer öfter im Einsatz. Man sollte allerdings auch eine entsprechende Speicherkarte nutzen.

Welche Karten hast du eingesetzt?

CFExpress-Karten vom Typ B von Angelbird, aus meiner Sicht der Innovationsführer in Sachen Zuverlässigkeit und vor allem Schnelligkeit. Die Karten sind speziell für Ultra-Highspeed-Aufnahmen und zur Aufzeichnung von 8K-Videos optimiert.

Jetzt aber weg von der Technik und hin zum Inhalt: Deine Bilder gefallen uns sehr, gerade weil sie stilistisch so divers sind …

Vielen Dank, dieses Kompliment freut mich besonders. Es heisst ja immer, man solle sich auf einen Stil beschränken, um die Wiedererkennbarkeit zu maximieren. Wenn du breit aufgestellt bist, gilt das schnell als Schwäche, ich hingegen erlebe das eher als Stärke. Ich will mich gar nicht durch einen Look limitieren, dafür bin ich viel zu neugierig und auch zu selbstkritisch. Ich will mich ständig weiterentwickeln.

Ava Pivot ist eine international bekannte, kreative Mode- und Porträtfotografin. Ihre Kunden sind auf der ganzen Welt vertreten.

Was glaubst du schätzen deine Kunden an dir?

Was ich immer wieder höre, ist, dass man meine kreative Handschrift schätzt und dass man sich auf meine Ergebnisse verlassen kann. Ich glaube aber, dass die Bilder nur ein Faktor sind. Der Grund: Dank der immer besseren Kameratechnik gibt es inzwischen wirklich sehr viele gute Fotografen und Fotografinnen da draussen. Es kommt also auch auf andere Aspekte an – etwa, das man dem eigenen ästhetischen Empfinden treu bleibt. Eine Zeitlang habe ich versucht, mich extrem an die angesagten Vorlieben anzupassen. Das hat am Ende des Tages für meinen eigenen Anspruch aber nie wirklich funktioniert. Heute versuche ich mehr meiner Inspiration zu folgen und diese mit einem kleinen, tollen Team umzusetzen, in dem sich alle vertrauen und ihre Kreativität einbringen können. Es ist ja so: Man ist mit den Leuten im Zweifel zehn Stunden am Tag zusammen, das muss auch menschlich 'matchen', sonst funktioniert das nicht.

Du bist Mutter von Zwillingen, wie bekommst du Familie und Job unter einen Hut?

Natürlich ist das manchmal eine Herausforderung, das Gute ist aber: Ich liebe was ich tue. Ich befinde mich mehr oder weniger immer im kreativen Prozess, auch wenn ich mit meinen Twins zusammen bin. Beide lieben es ein Teil dessen zu sein und sie suchen mit mir, z. B. in der Natur, nach Requisiten und Ideen – und schon habe ich den Mood für mein nächstes Shooting.

Über Ava Pivot

Ava wurde in den 80er Jahren in Starnberg, Nähe München, in eine Künstlerfamilie hineingeboren und wuchs mit Kunst und Kreativität auf. Nach einigen Jahren Berufserfahrung in Hamburg, Berlin, San Francisco und New York (u. a. als Kreativdirektorin für ein Mode- und Lifestyle-Magazin) hat die Mode-, Beauty- und Porträtfotografin ihre Basis aktuell in Berlin und arbeitet weltweit unter anderem für Publikationen wie Vogue, Elle, GQ, L'officiel, Marie Claire, Esquire, Stern, Schön!, Harper's Bazaar und Fucking Young! sowie für Kunden wie Guess, Rolex oder Daimler und international bekannte Schauspieler, Sportler und Musiker.

MEHR ÜBER AVA PIVOT ...

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