HOCHZEITSFOTOGRAFIE MIT DER NIKON Z 6: LUKAS FLETCHER IM INTERVIEW

Dienstag, 18. Februar 2020

Lukas Fletcher ist preisgekrönter Hochzeitsfotograf und begeistert mit seinen Bildern schon lange nicht nur Brautpaare, sondern auch ganz grosse Namen in der Brautmode-Branche. Mit uns sprach er über seine Liebe zur neuen Nikon Z 6, die Arbeit auf Fashion Weeks und die Faszination, eine Hochzeit fotografieren zu dürfen.

Z 6 | 1/200s | f/2.8 | ISO 1250

Lukas, was hast du für einen Stil und warum hast du dich für die Hochzeitsfotografie entschieden?

Ich mache inzwischen ausschliesslich Hochzeits- und BridalFashion Fotografie. Natürlich kann ich auch Landschaften oder Objekte wie Autos ablichten. Mir persönlich liegt aber das Arbeiten mit Menschen und natürlichem Umgebungslicht (available light) sehr. Denn jede Person ist einzigartig, jede Feier oder Veranstaltung ist individuell. Selbst wenn ich an derselben Location fotografiere, ist jedes Mal ein anderes Licht, anderer Stil der Dekoration und es gibt andere Abläufe, denn jede Hochzeit ist individuell. Ich sehe die Hochzeitsfotografie aufgrund der hohen Herausforderung an Können und Flexibilität des Fotografen als eine Königsdisziplin. Natürlich ändern sich auch bei Landschaften und Objekten die Bedingungen, aber es gibt die notwendige Zeit für Einstellungen oder Motivfindung. Das hast Du bei Hochzeiten oder auf einer Fashion-Week nicht. Die emotionalen Ereignisse, Highlights und die Models auf den internationalen Catwalks warten nicht auf den Fotografen und sind nicht wiederholbar.

Um in der Königsklasse der Fotografie etabliert zu sein, bedarf es ja Erfahrung. Wie bist du hinter die Kamera gekommen und hast die Basics erlernt?

Ich hatte das Glück, dass ich durch meinen Vater schon früh die Grundlagen der Fotografie erlernen durfte. Auch er hat schon seit ich denken kann fotografiert, hobbymässig und damals natürlich analog. Wir hatten zuhause sogar eine Dunkelkammer und haben die Filme selbst entwickelt. Da war ich als Kind immer schon mit dabei, und habe so das Grundwissen erlernt. Sämtliche Einstellungen und deren Zusammenspiel, wie Blende, ISO, Brennweite etc. mussten damals manuell vorgenommen werden. Es gab kein Kontrolldisplay, jeder Schuss musste sitzen. Erst Tage später nach dem Entwickeln zeigte sich das Resultat – ob man sich mit den im Geiste gewählten Einstellungen auch zum gewünschten Ergebnis hinbewegt hat. Dieses damals erlernte Wissen und das Verständnis für Licht und Schatten ist auch mit den modernen Digitalkameras mein Fundament für gute Bilder.

Z 6 | 1/640s | f/1.8 | ISO 100

Bis zu deiner Wahl des Berufes „Fotograf“ verstrich aber noch Zeit, richtig?

Ja tatsächlich, mit der Berufsfotografie habe ich erst vor nicht allzu langer Zeit richtig begonnen. Das fing während der ersten Schwangerschaft meiner Frau an. Diese Zeit wollte ich für meine Frau in jedem Fall über die gesamte Dauer fotografisch dokumentieren. So kaufte ich mir meine erste Nikon und machte die Bilder, die wir uns gewünscht haben. Als dann die Familie, Freunde oder Arbeitskolleginnen das Resultat der entstandenen Bilder sahen, wurde ich immer öfter gefragt, ob ich das nicht auch für andere machen kann. So bekam ich recht schnell immer mehr bezahlte Aufträge.

Wie kamst du dann zu den Hochzeiten?

Wie bereits erwähnt sind meine liebsten Motive Menschen, vielleicht erklärt das auch, warum ich recht schnell dann über Babybäuche und Porträt zu den Hochzeits-Shootings gekommen bin. Auch da kamen rasch die Termine. Ich hatte da aber sicher ein bisschen Glück und ich war vielleicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es ist stets mein Ansporn und auch mein Anspruch an mich selbst, nicht nur Reportage-Bilder einer Hochzeit einzufangen, sondern die eingefangenen, einzigartigen Momente in Kunst zu verwandeln. Durch meine eigenen hohen Anforderungen wurde und werde ich so immer besser. Eine grosse Anerkennung für mich ist, dass ich am 15.05.2019 den ersten Platz im Nikon Hochzeitswettbewerb und auch bereits 2018 einen Award bei ISPWP (International Society of professional wedding photgraphers) gewonnen habe. Inzwischen werde ich von Brautpaaren nicht nur für die Fotografie, sondern auch für Videografie gebucht. Dies ist für mich ein weiterer Meilenstein in meiner Entwicklung.

Z 6 | 1/200s | f/2.8 | ISO 500

Das führt uns zur nächsten Frage, welches Equipment nutzt du aktuell?

Ich fotografiere und filme im Moment mit der Nikon Z 6, dem NIKKOR Z 24-70 mm 1:2.8 S und dem AF-S NIKKOR 70-200mm f/2.8G ED VR II bei den Modenschauen. Dort positioniere ich mich gerne so, dass ich die Models zentriert habe und das Publikum ausblenden kann. Da spielt die Standortwahl eine grosse Rolle. Auf Hochzeiten tendiere ich inzwischen zur „Abrüstung“, obwohl ich sehr gut und gerne mit Festbrennweiten und ebenso mit Zoom Objektiven arbeiten kann. Beide Arten haben meines Erachtens nach ihre Vor- und Nachteile. Allerdings gibt es oft auch Situationen, bei denen ich mich einfach nicht viel bewegen kann und auf ein flexibles Zoom angewiesen bin. Bei der Gratulation nach der Trauung zum Beispiel, würde mir eine 85mm Festbrennweite nicht viel bringen, da ich gewöhnlich hinter dem Brautpaar stehe und oft wenig Platz ist. Hier erleichtert ein Zoom-Objektiv die Arbeit immens, daher fotografiere ich inzwischen auch sehr viel mit dem NIKKOR Z 24-70 mm 1:2.8 S auf Hochzeiten. Das beste Allrounder-Objektiv aus meiner Sicht. Die Festbrennweiten nehme ich dann gerne bei Porträtaufnahmen oder den „gestellten Fotos“ des Paares. Praktisch hat sich auch das 70-200mm als sehr gut zum unbeobachteten Fotografieren auf den Hochzeitsfeiern erwiesen. Mir ist sehr wichtig, dass ich als Fotograf dezent und unauffällig meine Arbeit tätigen kann und das Brautpaar mit seinen Gästen bei der Zeremonie und Feier mich nicht bemerkt.

Du fotografierst dann also gerne „undercover“ bei den Feiern. Welche Tipps kannst du für die erfolgreiche Hochzeitsfotografie geben, worauf sollte man achten?

Ich bin gerne ein stiller Beobachter. Es ist für mich immer wieder aufs Neue eine grosse Anerkennung, wenn sich Brautpaare für mich als Hochzeitsfotograf entscheiden. Als „geduldeter Gast“ achte ich darauf zum Beispiel Gesprächen mit anderen Gästen wenn möglich aus dem Weg zu gehen und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Wenn ich mich mit einem Gast zu unterhalten beginne, ändere ich den eigentlichen Ablauf der Hochzeit. In dieser Zeit wäre die Person vielleicht zum Brautpaar gegangen und hätte sich unterhalten oder zum Tanz aufgefordert. Das sind Motive, die ich für das Brautpaar einfangen möchte. Daher sehe ich Zurückhaltung als eine der wichtigsten Eigenschaften als Hochzeitsfotograf für die Hochzeitsreportage an. Aber wenn es dann beim Gruppenbild oder anderen Bildern darum geht zu dirigieren, muss man Profi genug sein und mit einem Ruhepuls die richtigen Anweisungen höflich und klar geben zu können. Es ist bei diesem begrenztem Zeitfenster der Bilder sehr wichtig Licht, Location, Bildlook und die Posen in einen harmonischen Einklang zu bringen.

Modefotografie am Catwalk, dazu noch Brautmode der etabliertesten und hochwertigsten Designer: Wie hast du es bis an die internationalen Laufstege in London, Mailand und Barcelona geschafft? Was waren die ersten Eindrücke?

Das kam durch einen glücklichen Zufall zu Stande. Ich war auf der Suche nach neuen Brautpaaren, die Interesse hatten mich als Hochzeitsfotografen zu buchen und da lag es nahe, sich mit einem Brautmodegeschäft zu vernetzen. Ich hatte Glück: Das Geschäft „Die Braut“ - Mannheim hier im Rhein-Neckar-Gebiet ist recht nahe bei mir und wohl eine der besten Adressen für Brautkleider überhaupt. Die Braut in Mannheimist eines der grössten Ateliers mit über 2000m² Fläche und dort sind ständig über 2000 Brautkleider, sowie Mode für den Bräutigam und Abendkleider aller etablierten Designer, teilweise exklusiv in der Region, ausgestellt. Die hauseigene Schneiderei mit Massschneiderinnen ist ein besonderer Service für die Kunden. Das Unternehmen feiert kommendes Jahr 30 Jahre Bestehen. Manuela Pichner – die Inhaberin – übernahm das kleine Geschäft Ende der 90er von ihrer Mutter und ist stetig gewachsen. Dort stellte ich mich mit meinen Werken vor. Keine riesige Auswahl an Bildern, eher wenig, dafür ein echtes „best of“. Frau Pichner war von Beginn an begeistert und so begann die Zusammenarbeit. Dass die Dame in diesem Geschäft ein echter „Global Player“ ist war mir überhaupt nicht bewusst.

Wie ging es weiter?

Sie selbst kam dann auf mich zu und fragte, ob ich nicht auch Fotos der Kleider mit Models für sie machen möchte, denn sehr oft kamen von den Designern nicht die perfekten Bilder, die man für Advertising nutzen konnte. So haben wir erst in ihrem Geschäft einiges geshootet. Die wichtigsten Catwalks standen an und so ging ich auch das erste Mal mit ihr auf die Bridal Fashion Week nach Mailand Italien... Es war Wahnsinn, beim ersten Catwalk, den ich in Mailand sah, bekam ich Gänsehaut als das erste Model im Brautkleid engelsgleich auf mich zukam. In diesem Moment wurde mir erstmals bewusst, was ein Designerbrautkleid wirklich bedeutet und welchen Stellenwert das perfekte Brautkleid für die Braut wirklich einnimmt. Dass die Designer dann selbst grosses Interesse an den Fotos zeigten, überraschte mich.

Du hast über die Jahre neben Nikon auch andere Hersteller ausprobiert, bist aber wieder zurückgekehrt und bleibst in Zukunft der Marke treu. Was waren die Beweggründe, was schätzt du an Nikon?

Naja, manchmal denkt man ja, das Gras sei auf der anderen Wiese viel grüner und so wollte ich einfach experimentieren. Im Nachhinein waren die „Seitensprünge“ teilweise desaströs. Seit diesem Jahr arbeite ich nun wieder ausschliesslich mit der Nikon Z 6, auch im Videobereich. Die Kamera habe ich tatsächlich beim Nikon Hochzeits-Fotowettbewerb gewonnen, damit hätte ich nicht im Traum gerechnet. Bei Fotos gefällt mir ganz besonders die schnelle XQD-Speicherkarte, denn Serienbilder sind auf einer Modenschau Pflicht. Auch bei Hochzeiten mache ich sehr viele Bilder und muss mich darauf verlassen, dass die Kamera immer auslöst. 

Ein grossartiges Plus ist auch, dass sämtliche Videoeinstellungen beim Umschalten auf den Fotomodus erhalten bleiben und umgekehrt, somit entfällt das Umstellen von Verschlusszeit etc. beim Wechseln der Modi. Auch dass ich alle Objektive meines Bestandes per Adapter ohne Einschränkungen verwenden kann und nicht gezwungen werde, neue Optiken zu kaufen, ist extrem kundenfreundlich von Nikon. Jedoch ist mit Abstand das Wichtigste, dass der Service für Nikon-Kunden einzigartig ist. Der NPS ist wie eine Familie, was mir so bei keiner anderen Marke begegnete. Sämtliche Fragen oder Probleme werden immer schnell, kompetent und klärend gelöst. Gerade im professionellen Bereich ist ein Spitzenservice unbezahlbar. Dies sollte aus meiner Sicht jeder Fotograf mittel- bis langfristig in seine Kaufentscheidung mit einbeziehen.

Lukas hat mit diesem Foto von Anna und Florian Kupper den Hauptgewinn beim Nikon Hochzeits-Fotowettbewerb ergattert und ist seitdem stolzer Besitzer der Nikon Z 6 inkl. dem NIKKOR Z 24-70 mm 1:4 S, mit der er nun ausschliesslich arbeitet.

Lukas, das waren viele schöne Eindrücke, danke dir. Verrate uns noch am Ende, was sind die nächsten Projekte auf deiner Agenda?

Da kann und darf ich noch nicht zu viel verraten. Angedacht ist, dass ich die Bridal Fashion Show in New York, USA fotografiere und dass ich eventuell sogar auf Release-Events der Designer als erster die neuen Kollektionen ablichten darf, also noch vor den grossen Modenschauen. Das ist allerdings noch nicht endgültig spruchreif. Ein weiteres Projekt startet vielleicht Anfang kommenden Jahres zusammen mit Nikon im Ausland. Weiterhin bleibe ich selbstredend der Hochzeitsfotografie treu, dafür schlägt mein Herz jedes Mal aufs Neue. Inzwischen bekomme ich auch immer mehr Anfragen für Hochzeiten im Ausland und darf bereits dieses Jahr Brautpaare in Italien und Griechenland begleiten.

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