LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE MIT DER NIKON Z 7: FORMGESTALTER ANDRÉ ALEXANDER IM INTERVIEW

Dienstag, 11. Februar 2020

André Alexander gehört mit über 100.000 Instagram-Followern definitiv zu den bekannteren Landschaftsfotografen Deutschlands. Wir sprachen mit ihm über die Bedeutung dieser Reichweite, perfekte Landschaftsbilder und seine neue Lieblings-Kamera von Nikon.

Hallo André, wir freuen uns, dass du dir Zeit für ein paar Fragen von uns nimmst. Was hast du in der letzten Zeit so gemacht?

Hallo, gerne gebe ich Euch ein wenig Einblick in mein Leben und Arbeiten. Aktuell bin ich zuhause in Nürnberg. Davor verbrachte ich zweieinhalb Wochen auf einem Roadtrip in den USA. Und davor streifte ich durch die bayerische Heimat, genauer gesagt in der Karwendel-Region. Demnächst geht es dann nach Kroatien. Dort mache ich etwas Location-Scouting, um für 2020 im Sommer dann einen interessanten Workshop anzubieten.

Wie kam es zu der Namensgebung „Formgestalter“? Zur Landschaftsfotografie passt dies doch eher weniger, oder?

Ursprünglich rührt der Name von meinem Start als Architekturfotograf. Bei Gebäuden und auch jetzt in der Natur- und Landschaftsfotografie versuche ich ein wenig, „meinen Stempel aufzudrücken“, meine Perspektive zu zeigen und somit auch gewissermassen zu formen.

Wie lange fotografierst du schon?

Selbstständig als Fotograf bin ich seit etwa viereinhalb Jahren. Da mein Grossvater und mein Vater mich aber schon früh auf alle Reisen mitgenommen haben und die auch fotografierten und filmten, bin ich von Kindesbeinen an damit in Kontakt gewesen. Wir waren damals in fast allen Balkan-Staaten, den USA, Hawaii und so weiter. Dort, auf Hawaii, habe ich auch mit meiner ersten eigenen Kamera die ersten Bilder gemacht.

Wann hast du mit Instagram angefangen und wie hast du es geschafft, so zu wachsen?

Z 7 | 1/800s | f/4.5 | ISO 80

Ich meine, das war 2016 oder 2017. Damals gab es noch grosse Feature-Seiten, die mir folgten und meine Bilder teilten. Das brachte viel Aufmerksamkeit. Es ist inzwischen etwas schwerer, Instagram hat sich seitdem schon verändert und zeigt dem Nutzer fast nur noch die bekannten Bilder von Orten, die jeder kennt. Wenn man mit eigener Kreativität etwas präsentieren möchte, ist es schwierig und bekommt leider nicht mehr die Reichweite und Aufmerksamkeit, die man vielleicht verdient hätte.

Z 7 | 1/400s | f/5 | ISO 100

Sind dir denn die Likes- und Follower-Zahlen sehr wichtig?

Sie sind für mich erstmal nicht ausschlaggebend. Es sind einfach Zahlen. Ich bin aber auch selbst mein härtester Kritiker und wenn ich dann entsprechend positive Rückmeldungen und Likes bekomme, tut mir das schon gut und bestätigt mich. Fehlende Reaktionen lassen dich dann aber auch überlegen, was du falsch gemacht hast oder ändern könntest. Letztendlich freue ich mich über viel Interaktion – ich möchte ja auch wachsen, aber für mich selbst zählen die Bilder und nicht die Zahlen.

Siehst Du dich als Berufsfotograf, welcher gebucht wird, oder mehr als Influencer?

Ich sehe mich weniger als sogenannter Influencer. Natürlich gibt es auch Jobs, welche in die Richtung Influencer gehen, aber grundsätzlich sehe ich mich als Fotograf. Die rein fotografischen Aufträge machen mir auch deutlich mehr Spass. Selbstverständlich lege ich immer höchste Priorität auf die Qualität der Bilder, aber als Influencer wird man aufgrund der Zahlen gebucht.

Z 7 | 1/160s | f/3.2 | ISO 125

Wie definierst Du den Unterschied zwischen dem Fotografen und dem Influencer? Was möchten die Kunden denn?

Beim Influencer-Auftrag bleibt mir sehr wenig Gestaltungsfreiheit, ich arbeite strikt nach Vorgaben. Werde ich als Fotograf oder Content-Creator gebucht, beispielsweise für eine Region oder ein Unternehmen, da habe ich ziemlich freie Hand. Da macht natürlich das Arbeiten auch viel mehr Spass, ich kann meine eigenen Ideen einfacher umsetzen.

Wie arbeitest du eigentlich, du bist ja sehr viel unterwegs?

Das hängt zuerst davon ab, ob ich gebucht werde oder für mein eigenes Portfolio unterwegs bin. In beiden Fällen versuche ich aber weitestgehend, die Planung selbst zu gestalten. Dazu gehört im Vorfeld schon viel Büroarbeit, um so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen. So suche ich schon vorher meine Fotospots sehr akribisch aus und versuche in der Umsetzung dann auch, zum richtigen Zeitpunkt an der Location zu sein. Sonnenauf- und -untergang gilt es dann entsprechend zu erwischen, andere Zeiten gibt es für mich eigentlich nicht – ich versuche immer, das weiche Licht mitzunehmen.

Inwieweit lässt du dich von den Instragram-Reaktionen und -Reichweiten beeinflussen?Du sagtest, dass oft deine eigenen Favoriten weniger Beachtung finden als erhofft. Wie wählst du da aus?

Ich war noch nie darauf aus, nur Reichweite zu generieren, indem ich nur Fan-Spots gepostet habe. Selbst wenn ich an solchen Locations bin, versuche ich, neue Winkel und Perspektiven zu zeigen, um mich aus der Masse abzuheben. Da lasse ich mich auch nicht beeinflussen und bin selbstbewusst genug, mein eigenes Ding durchzuziehen und Neues zu bringen, statt mit dem Trend zu gehen. Ein Blick auf die Seite Instarepeat zeigt ja deutlich, wie oft die Menschen immer wieder genau identische Spots fotografieren. Es hat sich inzwischen in mir eine Hassliebe entwickelt. Einerseits brauche ich Instagram und andererseits möchte ich manchmal die App einfach löschen. Aber wo Licht ist, da ist immer auch Schatten, das gehört dazu.

Woher nimmst du die Inspiration zur Wahl deiner Locations, hast du da eine Liste mit Ländern und Orten oder streifst du einfach durch Instagram, um Neues zu entdecken?

Die letzten Jahre wurde ich sehr viel engagiert, von Tourismusbehörden zum Beispiel. Da sind die Orte in Südamerika, Asien, Skandinavien oder sonstwo in Europa schon durch die Projekte vorgegeben. Das Schöne daran ist, dass ich dadurch bereits viele tolle Länder bereisen konnte, welche vielleicht gar nicht Teil meiner persönlichen Planung gewesen wären.Ich würde natürlich auch gerne wieder mehr frei für mich entscheiden, wohin die nächste Reise führt, gerade in dem Bundesland meiner Heimat, Bayern, hat es mich schon immer in die südlichen Regionen wie das Chiemgau gezogen. Dort fühle ich mich wohl und möchte in der Ecke wieder mehr machen – mehr Wanderungen mit Hüttentouren, draussen übernachten – back to the roots.

Schildere uns bitte einmal, wie so ein Projekt abläuft. Beispielsweise die Reise durch die Alpenregion.

Das Ziel war da Oberstdorf. Dabei wollte ich möglichst viel draussen sein und auch draussen schlafen, mit Biwak am Nebelhorn. Wir unternahmen eine Wanderung zum bekannten Seealpsee. Da waren wir insgesamt vier Tage unterwegs. Die gesamte Stimmung auf der Tour hat gepasst: Tiefhängende Wolken, Nebel bei Sonnenauf- oder -untergang, das Wetter ist genauso eingetroffen, wie vorhergesagt und erhofft. Somit konnten wir auch alle Naturstimmungen wunderbar einfangen.

Beim Betrachten deiner Bilder stellt sich die Frage, ist das viel nachbearbeitet oder fotografierst du mit diversen Filtern auf der Linse? Wie ist üblicherweise der Workflow?

Mir ist schon beim Auslöser-Drücken wichtig, dem Bild einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die Post Production gehört selbstverständlich mit dazu und da habe ich mir über die Jahre einige Presets zugelegt, um meinem Stil zu folgen. Aber nur, wenn ich an der Location schon mit dem Licht, der Stimmung und dem Foto zufrieden bin, kann ich mich an die Nachbearbeitung machen. Diese kann dann auch von einer Minute bis hin zu zwanzig Minuten oder mehr dauern. Dabei retuschiere ich nichts oder füge etwas hinzu, meine Fotos sollen ehrliche Bilder sein. Schwerpunkt in der Bearbeitung ist, in Lightroom die richtigen Kontraste und die Farbe zu justieren. Da bin ich in jedem Fall ein Perfektionist.

Kannst du uns drei Tipps zur Landschaftsfotografie verraten? Was wird häufiger vergessen, was sollte mehr beachtet werden?

Fangt einfach an, geht nach draussen und legt los. Nur Übung macht den Meister. Das trifft wie im Sport oder beim Musizieren auch auf die Fotografie zu: üben, üben, üben!Beobachtet die Stimmungen der Natur, sei es sanftes Sonnenlicht, Nebel oder Regen und versucht, diese Stimmung zu transportieren. Das fördert die Emotionen und macht das Bild erst interessant und einzigartig. Macht euch Gedanken über die Perspektive. Nehmt Personen oder Hütten zum Beispiel mit ins Bild, um Dimensionen klarer werden zu lassen. Probiert auch Unschärfe oder ungewöhnliche Blickwinkel aus, um die Landschaft wirken zu lassen. Als Drittes finde ich die Nachbearbeitung wichtig. Findet auch dort euren Stil in den Farben und Einstellungen. Wer da seinen eigenen Fingerabdruck gefunden hat, kann mit Sicherheit auch erfolgreich sein, da man aus der Masse heraussticht.

Kommen wir zum technischen Teil. Welches Equipment nutzt du und hast du schon immer Nikon vertraut?

Die Kameras selbst sind eine Nikon D850 und seit etwa einem Jahr eine Nikon Z 7. Die unterschiedlichen Kamerasysteme, mit und ohne Spiegel, haben jeweils ihre Vorteile, welche ich so kombiniere. Begonnen habe ich vor langer Zeit mit der Nikon D3000. Kurzzeitig habe ich mal etwas anderes probiert, bin aber 2016 auch schnell wieder zurück zu Nikon gekommen. Beide Kameras haben funktionieren einfach unter allen Umständen perfekt, das gibt mir Vertrauen. Selbst bei -36 Grad in der Nacht beim Nordlichter fotografieren arbeitete die D850 problemlos. Auch die Akkus haben das locker durchgehalten. Ebenso in Argentinien auf etwa 5.000 Metern Höhe und bei 40 Grad Hitze war das Gerät absolut zuverlässig. Das ist das, was ich an Nikon so schätze. Auch die Megapixel sind bei Auftragsarbeiten natürlich enorm wichtig. Für Instagram werden die Fotos eh herunterskaliert, aber im Druckbereich musst du einfach mit dem besten Grundmaterial kommen.

Z 7 | 1/200s | f/4 | ISO 100

Welche Objektive besitzt du und welche nutzt du am liebsten?

Am liebsten definitiv das AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8E ED VR. Das ist einfach so ein starkes Universalobjektiv, das ich nahezu immer und überall verwenden kann. An der Z 7 nutze ich die Z-Version, das NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S. Mit den brillanten Ergebnissen bin ich hochzufrieden. Dieses Set-up verwende ich inzwischen fast ausschliesslich.Auf Tour nehme ich Brennweiten im Bereich von 14 mm bis 200 mm mit, um auf das gesamte Spektrum zugreifen zu können. Das AF-S NIKKOR 14-24 mm 1:2,8G ED oder das AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR sind da eigentlich immer meine allererste Wahl.

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