MÄRCHENHAFTE PORTRÄT-FOTOGRAFIE MIT DER NIKON D850

Donnerstag, 22. August 2019

Mystische Momente, Bilder an die man sich erinnert, die uns vom Alltag lösen und uns etwas träumen lassen, das ist der Wunsch von Sascha Safdar-Götz. Wir haben mit dem Nikon-Fotografen über die heilsame Wirkung fantastischer Bildwelten, sein soziales Engagement und neue Projekte über und unter Wasser gesprochen.

D850 | 1/200s | f/1.4 | ISO 250

Sascha, du bist einer der wenigen männlichen „Märchenfotografen“ hierzulande. War das immer schon dein Ziel?

Nein, früher habe ich in leitender Position im Einzelhandel gearbeitet. Doch dann hatte ich vor ein paar Jahren relativ kurz hintereinander zwei Burnouts. Dass ich in dieser Situation zu meiner früheren Leidenschaft, der Fotografie, zurückgefunden habe, hatte für mich einen geradezu therapeutischen Effekt. Zuerst habe ich alle möglichen Genres ausprobiert. Auf das Thema Märchen bin ich eher gestossen worden - eine Freundin wollte sich in einem Märchenkleid fotografieren lassen. Eine hohe Affinität zu Märchen und Fantasiewelten hatte ich aber immer schon.

Wie kommt's?

Kurz gesagt: Ich hatte eine schlimme Kindheit und Jugend – und Märchen waren mein Weg, umdem Alltag zu entfliehen. Die Kindheitstraumata sind Vergangenheit, die Faszination für Märchen ist geblieben.

Fantastische Requisiten, märchenhafte Models, verwunschene Locations: Deine Bilder zeigen viel Liebe zum Detail. Wie finanzierst du derartig aufwändige Projekte?

Mit Dienstleistungen und als Trainer. Ich habe in diesem Jahr die Mystic Moments Akademie gegründet, die sowohl off- wie online funktioniert. Neben regelmässigen Webinaren veranstalte ich Workshops in meinen Studio, in denen ich mein Wissen in Sachen Fotografie und Bildbearbeitung weitergebe. Darüber hinaus übernehme ich auch Auftrags-Arbeiten, beispielsweise für Mädchen und Frauen, die sich in Fantasy-Kleidern in meinem Stil fotografieren lassen möchten.


Du hast dir dein Wissen eigenhändig angeeignet. Welche Lernkurve war steiler: die fotografische oder die in Sachen Bildbearbeitung?

D850 | 1/2500s | f/1.4 | ISO 80

Die weitaus grössere Herausforderung war die Auseinandersetzung mit Lightroom und vor allemmit Photoshop. Ich bin kein Technikfreak, sondern gehe eher emotional an das Bildermachenheran. Inzwischen habe ich durch eigene Presets einen eigenen Look entwickelt, der meinen Bildern einen gewissen Wiederekennungswert gibt. Erarbeitet habe ich mir das aber erst in denletzten zwei Jahren, und ich lerne immer noch dazu - täglich. Was das Fotografieren angeht, sohabe ich zuletzt vor allem meine Fähigkeiten im Umgang mit dem entfesselten Blitzen ausgebaut. Inzwischen beherrsche ich das Thema ziemlich gut und gebe mein technisches Wissen diesbezüglich auch in meinen Workshops weiter.

D850 | 1/1250s | f/1.6 | ISO 100

D850 | 1/1000s | f/1.4 | ISO 100

D850 | 1/1250s | f/1.4 | ISO 100

D850 | 1/400s | f/1.4 | ISO 100

Du fotografierst mit Nikon. Warum?

Ich habe schon als Jugendlicher mit Nikon fotografiert, bin dann zwischendurch mal auf ein anderes System gewechselt. Irgendwann bekam ich dann eine Nikon D850 mit einem AF-S NIKKOR 105 mm 1:1,4E ED in die Hand und habe mich sofort verliebt. Es ist auch heute noch mein Lieblingsobjektiv, schon allein wegen des sensationellen Freisteller-Effekts und des buchstäblich märchenhaften Bokehs. Bei der D850 selbst gefällt mir das Handling besonders gut. Die Kamera liegt satt in der Hand, das Bedienkonzept ist durchdacht, der Sucher top, auch der Monitor ist super – Auflösung und Helligkeit reichen selbst bei Sonnenlicht für einen detaillierten Bild-Check. Ausserdem gefällt mir, dass der Monitor beweglich ist: Das ist gut bei bodennahen und Über-Kopf-Aufnahmen. Auch die Bildqualität des 46 Megapixel Vollformatsensors ist über jeden Zweifel erhaben. Das gilt auch und gerade in Lowlight-Situationen, und die spielen für meine Bildwelten eine grosse Rolle. Der Dynamikumfang ist selbst bei ISO 12.800 noch so gross, dass ich die Schwarzwerte der RAW-Dateien in der Bildbearbeitung hochziehen kann, ohne dass Abrisse auftreten.

D850 | 1/125s | f/1.4 | ISO 200


Wie findest du die aussergewöhnlichen Locations, zu denen ja auch verwunschene Orte, historische Bibliotheken und Salons und sogar Schlösser gehören? Und vor allem: Wie stemmst du die damit verbundenen Kosten?

D850 | 1/2500s | f/1.4 | ISO 100

Wie müssen wir uns den gesamten Bildwerdungsprozess vorstellen?

Am Anfang steht die Bild-Idee, die ich in einem digitalen Notizbuch erfasse und um Informationen wie erforderliche Accessoires, Equipment, Location usw. ergänze. Die Kleider lasse ich nach meinen Entwürfen von Hand schneidern, den Setbau übernehme ich gegebenenfalls selbst. Dann suche ich das oder die Models, meist über die sozialen Netzwerke, und fahre mit meinem Team – einem Assistenten und einer Hairstylistin und Visagistin – zur Location.

D850 | 1/100s | f/2.8 | ISO 640

Die meisten Locations recherchiere ich online. Manchmal gibt es tolle Orte in Klöstern oder Abteien, in denen ich unentgeltlich fotografieren darf, andere kosten Geld. Damit sich das trägt, verbinde ich meine freien oft mit kommerziellen Shootings. „Lost Places“, also verlassene Gebäude, kosten kein Geld, dafür aber manchmal richtig Nerven: Einmal wurden wir erwischt - und sogar mit einer Waffe bedroht. Dass ich mit meiner Akademie vor kurzem in ein Barockschloss gezogen bin, hilft in Sachen Location ebenfalls – da herrscht kein Mangel an spannenden Motiven. Für die Outdoor-Locations reise ich auch schon mal weiter – letztes Jahr beispielsweise nach Schottland, wo ich einen Teil der Motive für mein erstes Buch, "Mystic Moments – Märchenhafte Momente" fotografiert habe.

D850 | 1/5000s | f/1.4 | ISO 64

D850 | 1/640s | f/1.4 | ISO 250

D850 | 1/1000s | f/1.4 | ISO 125

Apropos: Als wir dich das letzte mal interviewt haben, war das Buch gerade in der Mache, der Erlös sollte einer Palliativ-Station zugute kommen. Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Bestens. Das Buch war Amazon-Bestseller in zwei Kategorien und auch Bestseller des Verlags. Seit dem Erscheinen im Dezember haben wir fast 1000 Bücher verkauft, es ist also eine schöne Summe für die Palliativ- und Kinderschmerzstation der Uniklinik in Homburg zusammengekommen.

Für Saschas geplantes zweites Buch wurde unter anderem in Irland geshootet.

D850 | 1/1250s | f/1.4 | ISO 200

Inzwischen arbeitest du an deinem zweiten Buch. Wie wird das aussehen?

Es wird umfangreicher ausfallen als das erste, das Konzept aber ist ähnlich. Die Bilder, die ich unter anderem im Februar in Irland geshootet habe, sollen wieder durch Geschichten und vermutlich auch Gedichte ergänzt werden. Die Veröffentlichung ist für 2020 geplant, ein Gutteil des Erlöses soll wieder einem guter Zweck zufliessen.

Was bewegt dich zu diesem sozialen Engagement?

Ich bin gesund, meine Frau und meine beiden Kinder sind es auch. Das ist ein grosses Glück. Ich finde, da sollte man auch irgendetwas zurückgeben. Meine Kindheitserlebnisse spielen ebenfalls eine Rolle: Wenn ich Kindern mit meinen Bildern in der ein oder anderen Form helfen oder sie inspirieren kann, würde mich das sehr freuen. Meine eigenen Kinder sind jetzt noch ein bisschen zu klein dafür, aber natürlich hoffe ich, dass sie eines Tages in meine Bildwelten eintauchen und stolz auf mich sind.

Welche Projekte hast du noch in der Pipeline?

Ich habe mehrere Disney-Umsetzungen in Planung – also die originalgetreue Nachstellung bestimmter Szenen aus Disney-Filmen, darunter Aladdin, Prinzessin Jasmin und Cinderella. Ausserdem steht ein Unterwasser-Shooting samt Behind-the-scene-Filmclips auf dem Programm.

Sascha Safdar-Götz

Der Märchenfotograf wurde 1983 im saarländischen Neunkirchen geboren. Nach einer Karriere im Einzelhandel und zwei Burnouts fand er 2012 zurück zu seiner fotografischen Leidenschaft, die er ab 2015 zu seinem Lebensmittelpunkt ausbaute. 2018 eröffnete er die „Mystic Moments Akademie“, die in Schloss Münchweiler, einem Barockschloss inmitten des Naturparks Saar-Hunsrück angesiedelt ist, und gibt dort sein Wissen an interessierte Fotografen und Fotografinnen weiter. Sascha Safdar-Götz lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Saarland.

Mehr von Sascha könnt ihr hier entdecken:

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