OUTDOOR- UND LANDSCHAFTSFOTOGRAF ANDRÉ ALEXANDER MIT DER Z 7 AUF TENERIFFA

Dienstag, 08. Februar 2022

Hallo André, du arbeitest als Landschaftsfotograf viel für die Tourismusbranche. Im April warst du auf Teneriffa unterwegs – im Kundenauftrag?

Nein, ich bin wirklich nur für mich hin. Ich war als Teenager schon mal mit meinen Eltern da, und war damals begeistert von der Landschaft, sowohl an der Küste als auch in den Bergen. Ich wollte einfach sehen, ob die Insel heute noch meinen Erinnerungen standhält?

Und?

Tut sie, definitiv. Ich war auch schon auf Gran Canaria und Fuerteventura. Teneriffa ist aus meiner Sicht aber die lohnendste Destination der Kanaren – in Sachen Landschaft, aber auch und gerade fotografisch. Das liegt nicht zuletzt an der Topographie.

Was meinst du damit genau?

Der Vulkan Teide ist mit mehr als 3700 Metern der höchste Berg Spaniens, er dominiert die Insel landschaftlich und schafft beträchtliche klimatische Unterschiede: Die Nordseite von Teneriffa ist grün bis hinauf in die Nadel- und Lorbeerwälder, der Gipfel des Teides oftmals schneebedeckt. Die regenabgewandte Südseite ist karg aber dank des Vulkanismus nicht weniger abwechslungsreich. Es gibt immer wieder neue Gelände- und Felsformationen zu entdecken.

Eine dieser Felsformationen ist der Roque Cinchado unterhalb des Teide-Gipfels, der auch Steinerner Baum Gottes genannt wird und als Wahrzeichen der Insel schon unzählige Male fotografiert worden ist –jetzt auch von dir. Was macht deine Aufnahme besonders?

Wie immer habe ich versucht, das Spiel von Licht und Schatten in der Landschaft optimal einzufangen. Bei diesem Bild liegt die Lichtkante der Sonne beispielsweise exakt auf der Felsenkante. Ausserdem positioniere ich gerne Menschen in meinen Bildern, in diesem Fall einen mitreisenden Fotografen. Das macht die Grössenverhältnisse deutlich und hat darüber hinaus den Effekt, dass sich der Betrachter selbst in das Bild „hineindenken“ kann.

Auf einem anderen Bild steht dein Kollege auf einem Felsen und blickt über das Wolkenmeer, das an bewaldeten Bergrücken „strandet", hinüber zum Teide. Eine atemberaubende Aufnahme!

Danke, das ist eines meiner Lieblingsshots der Reise.

Wo genau ist der entstanden?

Das haben mich schon einige Leute gefragt, aber die genaue Position möchte ich ungern verraten, denn da steckt dann doch jede Menge Recherchearbeit und Vorbereitung drin. Ich habe über Google Maps einen möglichst „wilden“ Spot gesucht und bin tags zuvor extra mit einer Drohne hingeflogen, um auszukundschaften, ob wir da hochklettern können. Das war aber leider nicht wirklich zu erkennen. Wir haben es dann einfach riskiert und Glück gehabt.

Hinter deinen Aufnahmen steckt oftmals ein viel höherer Aufwand als man vermuten würde. Wie müssen wir uns deine Arbeitsweise konkret vorstellen?

Die besten Aufnahmen entstehen, wenn die Sonne tief steht, also morgens oder abends. Das bedeutet zunächst einmal, dass ich früh aufstehe, manchmal schon um vier Uhr, denn gerade auf einer Insel wie Teneriffa ist die Anfahrt oft zeitaufwändig. Hinzu kommt: Viele Spots erreicht man erst nach längeren Wanderungen. An den meisten Tagen waren wir drei oder vier Stunden zu Fuss unterwegs, an manchen sogar sieben.


„12 SONNENAUF- UND UNTERGÄNGE IN 12 TAGEN.“


Das erfordert Kondition und die richtige Ausrüstung. Was empfiehlst du in dieser Hinsicht?

Ich trage Funktionskleidung und, zumindest wenn ich mich im Geröll bewege, knöchelhohe Wanderschuhe. Was den Transport der Fotoausrüstung angeht: Inklusive Verpflegung und ausreichend Wasser kommen da schnell mal 15 oder 20 kg Gepäck zusammen. Statt eines ausgewiesenen Fotorucksacks nutze ich persönlich lieber einen guten Wanderrucksack. Der lässt sich individuell anpassen, bietet ein luftiges Tragesystem und einen guten Hüftgurt, damit das Gewicht nicht zu stark an den Schultern zieht. Um Kamera und Objektive zu schützen, lege ich einfach Klamotten dazwischen.

Welches Equipment hattest du auf deinen Touren dabei?

Die Nikon Z 7, wie in letzter Zeit immer. Dazu das NIKKOR Z 24-70 mm 1:2,8 S, das Ultraweitwinkelzoom NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S und das AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8G ED VR II, das sich dank des FTZ Adapters problemlos mit der Z 7 nutzen lässt. Auf ein Stativ konnte ich in der Regel verzichten, denn durch den 5-Achsen-Bildstabilisator gleicht die Z 7 ja bis zu fünf Lichtwertstufen aus und ermöglicht so verwacklungsfreie Aufnahmen aus der Hand, dank der guten High-ISO-Eigenschaften selbst in anspruchsvolleren Lichtsituationen.

Apropos anspruchsvolle Lichtsituationen. Bei einer anderen besonders beeindruckenden Aufnahme, – dem „Felsentor nahe Masca“ –  haben wir uns gefragt, wie du trotz des Gegenlichts die gute Durchzeichnung in den Schattenbereichen erreicht hast. Hast du in der Postproduktion viel an den Bildern gedreht?

Ehrlich gesagt habe ich nur minimal eingegriffen, bei praktisch allen Bildern. Auch was die „Beautyretusche“ in Landschaften angeht, bin ich eher zurückhaltend. Nur wenn ein Element – eine Gruppe Menschen oder ein Pfosten etwa –  allzu viel Unruhe in die Komposition bringen, stempele ich schon mal was weg. Grundsätzlich geht es mir aber immer darum, die vor Ort vorgefundene Atmosphäre zu unterstreichen und zu verdichten, ohne etwas zu verfälschen. Was die gute Durchzeichnung bei dem besagten Bild angeht, so ist die schlicht und ergreifend dem ziemlich grossen Dynamikumfang der Z 7 geschuldet.

Und der kleine „Sonnenstern“, der an der Kante des Felsbogens durchbricht?

Das ist der Effekt, den das Gegenlicht im NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S, bei kleiner Blende, nämlich Blende 11, hervorruft. Schwieriger als die Aufnahme selbst war der Weg dorthin. Die Wanderung hatte es tatsächlich in sich. Einmal angekommen galt es zu eruieren, wo ich mich exakt positionieren musste. Ab da begann das übliche Wartespiel. Die Aufnahme selbst ist dann eine Sache von Sekunden gewesen.

Wieviel Einzelshots machst du eigentlich pro Spot?

Früher habe ich viele Aufnahmen gemacht – zu viele. Seit zwei oder drei Jahren beschränke ich mich bewusst auf wenige, einfach weil ich das Aussortieren hinterher wirklich hasse und die Unterschiede am Ende doch eher Nuancen sind. Wenn alles gut vorbereitet ist und das Licht stimmt, reichen manchmal zwei Shots.

Du arbeitest auf deinen Reisen ziemlich zeitverdichtet und setzt dir ehrgeizige Ziele. Welche waren es diesmal?

Mir ging es darum, möglichst viele tolle Lichtstimmungen einzufangen. Ich war zwölf Tage auf der Insel, meine „Challenge“ lautete: Zwölf Sonnenauf- und untergänge an besonderen, teilweise so noch nie fotografierten Orten einzufangen. Es war nicht ganz einfach und teilweise auch sehr anstrengend. Aber es hat sich, wenn ich mir die Ergebnisse und das Feedback ansehe, das ich auf Instagram und in Form von Anfragen potentieller Kunden bekommen habe, mehr als bezahlt gemacht.

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