PERFEKTER EINSTIEG IN DIE SPIEGELREFLEX-FOTOGRAFIE – TEIL 2

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Spiegelreflexkameras bieten maximale Kreativität. Sie erlauben euch, neue Motive gekonnt und professionell in Szene zu setzen. In unserem ersten Teil des Kamerakurses haben wir euch gezeigt, wie ihr eure Nikon-Kamera optimal auf die ersten Aufnahmen vorbereitet. Im zweiten Teil erklären wir euch, mit welchem Autofokus-Modus ihr eure Motive am besten einfangt und was ihr dabei unbedingt beachten solltet.


Der Autofokus eurer Nikon-Kamera

Mithilfe eines leistungsstarken Autofokus-Systems, das in jeder Nikon-Kamera vorhanden ist, werden eure Motive optimal scharf abgelichtet. Egal ob Porträt, Landschaft, Action oder Close-up. Technisch gesehen beurteilt das sogenannte AF-System jedes Motiv und entscheidet automatisch und selbstständig, welcher Bereich in eurem Motiv fokussiert wird. In Kombination mit der Wahl der Blende wird das Bild dann scharf gestellt. Bei offener Blende ist dann hauptsächlich der Bereich um den automatisch gewählten Fokuspunkt scharf, während der Rest in einer zarten Unschärfe verschwimmt. Ein beliebter fotografischer Effekt, der auch als „Bokeh“ bezeichnet wird. Probiert es einfach mal aus, indem ihr zum Beispiel mit 85 mm Brennweite und einer möglichst offenen Blende, wie etwa f/2,8, fotografiert.

Fotografiert ihr indes ein Motiv mit einer Blende zwischen f/8 und f/16, wird auch der Bereich vor und hinter dem automatisch gewählten Autofokuspunkt scharf eingefangen. Je geschlossener die Blende, desto grösser die Schärfentiefe im Bild.

Eine Hintergrundunschärfe erreicht ihr mit einer offenen Blende. Foto: Tanja Brandt | D850 | 1/1600s | f/2.8 | ISO 400

Autofokus-Modus wählen

Abhängig vom Motiv, das ihr fotografieren wollt, stehen euch bei eurer Nikon-Spiegelreflexkamera unterschiedliche Modi für den Autofokus zur Verfügung. Dadurch wird gewährleistet, dass das System in jeder Situation die optimale Leistung bringt. Zur Wahl stehen primär AF-S, AF-C und AF-A. Aber auch der permanente Autofokus – und natürlich auch der manuelle.



Einzel-AF (AF-S)

Der Einzel-Autofokus ist für Motive gedacht, die sich nicht oder kaum bewegen. Etwa ein Porträt oder ein Stillleben. Bei halb gedrücktem Auslöser stellt eure Nikon-Kamera einmalig scharf und speichert diese Einstellung bis zur Auslösung.

Kontinuierlicher AF (AF-C)

Wählt ihr diese Betriebsart, passiert Folgendes: Wenn der Auslöser halb gedrückt wird, stellt die Nikon-Kamera wie beim Einzel-AF scharf, nimmt aber laufend weitere Messungen vor. Bewegt sich das Objekt, wird der Fokus automatisch nachgeführt, wobei eine Vorausberechnung erfolgt, damit im Moment der Aufnahme der Fokus immer noch auf dem (vermutlichen) Ort des Objekts liegt. Dies nennt man auch prädiktive Schärfenachführung. 

AF-Automatik (AF-A)

Bei dieser Betriebsart wechselt die Nikon-Kamera automatisch zwischen dem Einzel- und dem kontinuierlichen Autofokus, wenn sich das Objekt zu bewegen beginnt. Es ist also der Modus der Wahl, wenn ihr im Voraus nicht genau beurteilen könnt, ob euer Motiv statisch oder bewegt sein wird.

Der AF-C ist ideal für Sport- und Actionaufnahmen, aber auch für Fotos von Kindern und Tieren. Foto: Tanja Brandt

Permanenter AF (AF-F)

Als vierten Modus gibt es bei euren Nikon-Kameras noch eine Spezialität, da diese Betriebsart nur im Live-View-Modus und bei Videoaufnahmen verfügbar ist. Eure Nikon-Kamera versucht dabei andauernd, das Bild scharf zu stellen, ohne dass der Auslöser gedrückt ist. Bei halbem Drücken des Auslösers wird die letzte Fokuseinstellung gespeichert.

Mit dem AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:4G ED VR ist beispielsweise eine rein manuelle Fokussierung möglich.

Manuelle AF-Korrekur

Manche NIKKOR-Objektive und Nikon-Kameras erlauben euch auch eine manuelle Korrektur des Autofokus, auch während des Automatikbetriebes. Dafür dreht ihr einfach am Fokusring und passt den Schärfepunkt manuell an eure Wünsche an. Bei Spiegelreflexkameras von Nikon kommt es allerdings darauf an, welches NIKKOR-Objektiv ihr verwendet. Bei aktuellen Objektiven mit integriertem Autofokus-Motor könnt ihr beispielsweise jederzeit manuell nachjustieren. Bei älteren NIKKOR-Objektiven, die vom Autofokus-Motor in der Kamera über eine mechanische Welle angetrieben werden, empfiehlt sich das weniger. Hier ist es sinnvoll, als Betriebsart die manuelle Fokussierung einzustellen, bevor ihr am Scharfstellring dreht.

AF-Messfeldsteuerung

Habt ihr den für euer Motiv idealen AF-Modus ausgewählt, könnt ihr zudem entscheiden, welche Autofokus-Messfelder eure Nikon-Kamera nutzen soll. Die zahlreichen über das Bildfeld verteilten Fokus-Messfelder lassen sich einzeln oder in Gruppen aktivieren. Fokussiert wird dabei übrigens immer auf das nächste Objekt, das in einem der aktiven Messfelder liegt. Bei der Auto-Messfeldwahl und dem 3D-Tracking erkennt eure Nikon-Spiegelreflex auch, ob sich das anvisierte Objekt aus einem AF-Feld in ein anderes bewegt und schaltet die aktiven Felder entsprechend um. Die Gesichtsverfolgung funktioniert ebenso, mit der Priorität auf Gesichter.

Solltet ihr indes ein ruhiges Objekt fotografieren, bietet sich die Wahl eines einzelnen (Spot-)Messfelds oder eine kleine Messfeldgruppe an. Objekte mit spontanen, unvorhergesehenen Bewegungen lassen sich hingegen mit automatischer Messfeldwahl oder 3D-Tracking verfolgen. Letzteres verfolgt auch Objekte, die kurzzeitig verdeckt werden.

Einzelnes Messfeld: Ihr wählt manuell nur einen der Sensoren für die Fokussierung aus.

AF-Priorität

Zu guter Letzt könnt ihr im Menü eurer Nikon-DSLR bestimmen, ob eure Kamera eher eurem Willen folgt (Auslösepriorität) oder ob sie die Entscheidung trifft und erst nach erfolgreicher Fokussierung auslöst (Schärfepriorität). Hier gilt es abzuwägen, was für euch wichtiger ist. Perfekte Schärfe oder spontane Momentaufnahmen mit vielleicht nicht immer optimalem Fokus.

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