OBJEKTIV-KURS: BLENDE, LICHTSTÄRKE UND BOKEH
Dienstag, 17. März 2020
In der People-Fotografie spielt der Begriff „Bokeh“ für viele Fotografen eine wichtige Rolle. Das Bokeh beschreibt die Unschärfe, mit der ein Mensch oder ein Objekt vom Vorder- und Hintergrund abgehoben wird. Wir erklären euch, wie das Bokeh mit der Blende und der Lichtstärke zusammenhängt.
Die Blende
Wenn wir über Bokeh sprechen, dann sollten wir mit der „Blende“ im Objektiv beginnen. Die Blende lässt sich, vereinfacht ausgedrückt, als eine runde Öffnung innerhalb des Objektivs erklären, die das Licht passieren muss, um bis zum Sensor zu gelangen. Je nachdem, ob die Blendenöffnung grösser oder kleiner ausfällt, kommt entweder mehr oder weniger Licht bis zum Sensor durch. Damit die Öffnung überhaupt verändert werden kann, bedarf es sogenannter Blendenlamellen. Blendenlamellen sind kleine Scheibchen, die im Idealfall auf der Innenseite, also zur Öffnung hin, leicht abgerundet sind und dadurch in Kombination mit weiteren Blendenlamellen eine möglichst kreisrunde Öffnung ermöglichen. Dabei wird die Rundung umso gleichmässiger, je mehr Blendenlamellen zum Einsatz kommen. In Zeiten moderner Digitalkameras und hoher Aufnahmegeschwindigkeiten ist es ausserdem wichtig, dass sich die Blendenöffnung in Sekundenbruchteilen variieren lässt. Wir setzen in unseren NIKKOR-Objektiven deshalb auf eine sehr schnell reagierende und präzise elektromagnetische Blendensteuerung für höchste Ansprüche.
Der Zusammenhang von Blendenöffnung, Blendenwert und der Lichtstärke
Wer neu in die Fotografie einsteigt, wird sich vielleicht fragen, was es mit den Kommazahlen hinter der Brennweitenangabe im Objektivnamen auf sich hat. Dabei handelt es sich um die Lichtstärke des jeweiligen Objektivs, die in Blendenwerten angegeben wird. Mit den Blendenwerten verhält es sich folgendermassen: Je kleiner ein Blendenwert ausfällt, desto grösser ist die Blendenöffnung. Umgekehrt nimmt der Durchmesser der Blendenöffnung bei höheren Blendenwerten zunehmend ab. Eine an der Kamera oder direkt am Objektiv eingestellte Blende f/1,4 führt somit zu einer wesentlich grösseren Öffnung und damit einer grösseren Lichtdurchlässigkeit als eine sehr weit geschlossene Blende f/16.
Die zuvor erwähnte Lichtstärke in der Objektivbezeichnung beschreibt nun die maximal mögliche Öffnung der Blende. Am Beispiel des NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S bedeutet dies, dass sich die Blende bei diesem Nikon-Objektiv bis maximal f/1,8 öffnen lässt. Bei Zoomobjektiven, wie zum Beispiel dem NIKKOR Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR, gibt es teilweise zwei Werte für die Lichtstärke. Der erste Wert bezieht sich auf die maximal mögliche Blendenöffnung bei kürzester Brennweite und der zweite Wert auf die grösste Öffnung bei längster Brennweite. Bei Zoomobjektiven mit nur einem Wert für die Lichtstärke steht die in der Objektivbezeichnung angegebene Blendenöffnung über die gesamte Zoomspanne zur Verfügung. Im Falle des NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S kann die Blende also sowohl bei 24 mm als auch bei 70 mm bis auf f/2,8 geöffnet werden.
Auswirkungen der Blende auf die Schärfentiefe
Die unterschiedlich grossen Blendenöffnungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Lichtmenge, die am Sensor ankommt. Sie haben auch direkten Einfluss auf die Schärfe im Bild. Ein kleiner Blendenwert und damit eine grosse Blendenöffnung führen zu einer geringeren Schärfentiefe als ein grosser Blendenwert mit einer kleinen Öffnung. Das bedeutet, dass zum Beispiel bei einer Blende f/1,8 nur ein kleiner Bereich im Bild wirklich scharf ist und der restliche Bildanteil unscharf dargestellt wird. Möchtet ihr also Personen und Objekte vor unscharfem Hintergrund freistellen, empfiehlt sich ein Nikon-Objektiv mit einer möglichst grossen Blendenöffnung und damit einer hohen Lichtstärke. Aus diesem Grund sind unter People-Fotografen vor allem Festbrennweiten mit Blendenöffnungen von f/1,2-f/2,8 sehr beliebt. Landschaftsfotografen wünschen sich umgekehrt meist eine möglichst grosse Schärfentiefe, um eine Landschaft so weit wie möglich von vorne bis hinten scharf abzubilden. In dem Fall spielt die Lichtstärke und die damit grösste Blendenöffnung nur eine untergeordnete Rolle.
Die Abhängigkeit zwischen Bokeh und Blende
Kommen wir abschliessend zurück zum „Bokeh“. Ihr wisst nun, wie sich die Blendenöffnung auf die Schärfentiefe auswirkt. Bei geringer Schärfentiefe entsteht eine Unschärfe im Bild, die allgemein als Bokeh beschrieben wird. Ob es sich in einem Bild um ein „schönes“ oder ein „weniger schönes“ Bokeh handelt, ist grundsätzlich Geschmackssache. Häufig werden weiche Übergänge von der Schärfe zur Unschärfe als angenehm empfunden. Solltet ihr punktförmige Lichtquellen in der Unschärfe fotografieren, kommt es zu sogenannten Unschärfekreisen. Häufig haben diese Kreise im Bild einen hellen Rand. Je nach Anzahl der Lichtquellen können zudem mehrere Unschärfekreise entstehen, die sich überlappen, falls die Lichtquellen nahe beieinander liegen. Damit diese Unschärfekreise tatsächlich rund sind, bedarf es auch einer weitestgehend runden Öffnung der Blende. Hier können sich die Form und die Anzahl der Blendenlamellen auf die Darstellung der Unschärfekreise auswirken. Bei weniger Blendenlamellen und einer eher geraden Kante können die Unschärfekreise auch leicht kantig statt rund erscheinen. Hier hat jeder seine eigenen Vorlieben.